Zum Freiheits- und Demokratiefest: Fidelio im Knast

Cottbus / Chosebuz, 24. Juni 2014. Das Menschenrechtszentrum Cottbus macht sichtbar, wovor viele jahrzehntelang die Augen verschlossen haben: Wie die linke Diktatur mit ihren Gegnern, und seien es nur vermeintliche, umging. Dabei werden stark künstlerische Mttel genutzt, um auch junge Leute zu erreichen. Höhepunkt eines Freiheits- und Demokratiefestes vom 28. Juni bis zum 12. Juli 2014 in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus sind sieben Aufführungen der Freiheitsoper Fidelio von Ludwig van Beethoven.

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Solidarität mit politisch Verfolgten auf Kuba

Mit dem Freiheits- und Demokratiefest will das Menschenrechtszentrum gleich auf eine ganze Reihe von Jahrestagen hinweisen: Vor 100 Jahren begann der 1. Weltkrieg, vor 75 Jahre der 2. Weltkrieg. Vor 65 Jahren wurde das Grundgesetz verabschiedet, vor zehn jahren erweiterte sich die Europäische Union. Bedeutsam für die Gedenkstätte ist vor allem der 25. Jahrestag des Mauerfalls, der das Ende der politischen Unterdrückung durch die letzte deutsche Diktatur markiert.

Für das Menschenrechtszentrum Cottbus ist der Mauerfall zugleich Aufforderung, anderen Verfolgten auf der Welt zu helfen. So hat die Geschichte der tapferen Leonore, die in der Oper Fidelio ihren zu Unrecht eingesperrten Ehemann vor dem sicheren Tod aus einem Staatsgefängnis rettet, noch nicht an Aktualität verloren - in vielen Ländern werden Menschen aus politischen Gründen verfolgt, verhaftet, verprügelt und gefoltert. Mutige Menschen vor Ort setzen sich dem entgegen.

Im Fokus: Menschenrechte auf Kuba

Die Fidelio-Aufführung und sein Demokratiefest verbindet das Menschenrechtszentrum Cottbus mit der Lage der Menschenrechte auf Kuba. So soll mit einer Solidaritätsaktion der bekanntesten Bürgerrechtsbewegung auf Kuba, den "Damen in Weiß" (Damas de Blanco) geholfen werden. Die gründeten sich im Jahr 2003, als im sogenannten schwarzen Frühling 75 Bürgerrechtler und unabhängige Journalisten verhaftet wurden.

Seitdem setzen sich die Frauen, Schwestern und Mütter politischer Gefangener auf Kuba friedlich für die Freilassung aller politischen Gefangenen ein. Sie besuchen in weiß gekleidet sie Sonntagsmessen und gehen danach schweigend und mit einer Gladiole - dem Symbol für Charakterstärke, Kraft und Liebe - in der Hand durch die Straßen. Im Dezember 2005 wurden die "Damen in Weiß" mit dem Sacharow-Preis für Geistige Freiheit des Europäischen Parlaments ausgezeichnet.

Für das Freiheits- und Demokratiefest sind Gladiolen-Anstecker hergestellt worden, mit deren Kauf oder einer Spende die "Damen in Weiß" unterstützt werden können, der Erlös fließt kommt ihnen vollständig zugute. Kaufen kann man den Anstecker beim Besucherservice des Staatstheaters, in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus und beim Kundenservice der Lausitzer Rundschau. Vielleicht kommen ja Besucherinnen der Fideliopremiere am 28. Juni 2014 in weißer Kleidung und tragen den Anstecker als Zeichen ihrer Solidarität.

Ein Podiumsgespräch stellt bereits am Nachmittag vor der Premiere die Verbindung zwischen Fidelio und der Menschenrechtslage auf Kuba her.

Öffentliches Programm des Freiheits- und Demokratiefestes
:

Sonnabend, 28. Juni 2014

    • 15 Uhr Eröffnung und Einweihung der Ausstellung "Das Cottbuser Zuchthaus – Spiegel Cottbuser Geschichte"
      Eine neue Dauerausstellung an der Zufahrtsstraße der Gedenkstätte gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
    • 16 Uhr Podiumsgespräch „FIDELIO und die Menschenrechtslage auf Kuba“, Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
    • 20.30 Uhr Fidelio (Premiere), Karten: www.staatstheater-cottbus.de

    Sonntag, 29.Juni 2014
    • 11.30 Uhr Ausstellungseröffnung "Aufbruch nach Europa - über den mittel-osteuropäischen Kontext der Friedlichen Revolution in der DDR" mit Podiumsdiskussion an der Zufahrtsstraße der Gedenkstätte, Archiv Bürgerbewegung Leipzig
    • 15 Uhr Einweihung der Kletterwand "Ich mach mal rüber", ein Projekt in Kooperation mit "built a rock" und "Stiftung SPI" am Fluchtturm der Gedenkstätte, gefördert durch die Stadt Cottbus, Fachbereich Schule, Jugend und Sport
    • 19.30 Uhr Konzert mit Stephan Krawzcyk, Eintritt zehn Euro

    Dienstag, 1. Juli 2014
    • 19.30 Uhr Filmvorführung und Zeitzeugengespräch "Wir wollten aufs Meer", ein Film über Freundschaft und Verrat, Freiheit und Unterdrückung, spielt im Zuchthaus Cottbus der 1980er Jahre, Eintritt frei/li>

    Donnerstag, 3. Juli 2014
    • 12 und 19 Uhr Diskussion, Zeitzeugen, Filmausschnitte "25 Jahre Mauerfall: Neuanfang im Westen", Deutsche Gesellschaft
      Die Geschichte der Flüchtlinge, Übersiedler und Freigekauften war mit dem Verlassen der DDR nicht zu Ende. Sie mussten in der Bundesrepublik eine neue Existenz aufbauen und sich in der für sie fremden Umgebung zurechtfinden. Die Geschichten dieser Menschen sind ein eindrucksvolles Zeugnis der deutsch-deutschen Teilung und vermitteln auf authentische Weise die Unterschiede in der politischen Kultur und im Alltag der beiden deutschen Staaten.

    Montag, 7. Juli 2014
    • 18 Uhr Studentenfilmvorführung und Podiumsgespräch "Freiheit durch Kontrolle?", zur Entwicklung des Internets in Verbindung mit Künstleravantgarden und Geheimdiensten, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

    Dienstag, 8. Juli 2014
    • 10 Uhr szenische Lesung von Schülertexten und Zeitzeugengespräch "Weggesperrt", ein Projekt in Kooperation mit der Kulturwerkstatt, dem Niedersorbischen Gymnasium und Max-Steenbeck-Gymnasium, gefördert durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg
    • 19.30 Uhr Vorstellung der Antifolterkampagne und Filmvorführung „Camp 14 – die totale Kontrollzone“, Amnesty International (ai),
      Ein erschütternder Film aus dem Jahr 2012 über das wahre Schicksal des Lagerinsassen Shin Dong-hyuk im Internierungslager Kaech’ŏn (Camp 14) und die Entmenschlichung der totalitären Diktatur in Nordkorea, Eintritt frei.

    Sonnabend, 12. Juli 2014
    • 15 Uhr Abschluss mit Solidaritätsaktion für politische Gefangene weltweit, „Ich sitze ein für …“, Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)

    Das Programm wird mit weiteren Aktionen und Informationsständen über die 14 Tage begleitet.

    Öffnungszeiten und Führungen:


    Während des Freiheits- und Demokratiefestes vom 29. Juni bis zum 12. Juli täglich um 10.30 Uhr und um 15 Uhr einstündige öffentliche Führungen durch die Gedenkstätte.

    Veränderte Öffnungszeiten vom 29. Juni bis zum 12. Juli:
    Täglich von 10 bis 17 Uhr, montags geschlossen.

    Fideliobesuchern bietet die Gedenkstätte ab 18 Uhr die Möglichkeit, die Ausstellungen bis 20.30 Uhr zu besichtigen; allerdings wird am Premierentag das Gedenkstättenhauptgebäude ab 19 Uhr geschlossen, die anderen Ausstellungen auf dem Gelände können bis 20 Uhr besichtight werden.

    Lesen Sie mehr über die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus im Görlitzer Anzeiger!
    18. Juni 2014: Menschenrechtszentrum Cottbus erweitert Ausstellung

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  • Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 24.06.2014 - 03:40Uhr | Zuletzt geändert am 20.07.2014 - 08:47Uhr
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