Kulturchaos oder Ordnung?

Am 1. März tagte der Kulturstammtisch im Görlitzer Ratscafé. Das Thema auf den Punkt gebracht: Wie die perfekte Übersicht über alle kulturellen Veranstaltungen in der Europastadt zu erreichen sei. Die Moderation hatte Frank Seibel von der Sächsischen Zeitung übernommen; er stellte die richtigen Fragen, um das Thema voran zu treiben.

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Kommentar zur Suche nach dem perfekten Veranstaltungskalender

Allein: Die naheliegende Lösung, alle Kulturveranstaltungen in einer Internet-Datenbank zu erfassen, ist in der Realität, wie die Diskussion zeigte, doch nicht so praktikabel. Anscheinend hat ein beträchtlicher Teil der Veranstaltungsanbieter gar keinen Zugang zum web, das zwar eigentlich "world wide" ist, aber . . . Nun ja, wie war in der Sächsichen Zeitung vom 6. Januar d.J. zum Thema "Meine Kulturhauptstadt" zu lesen: ". . . geht in Görlitz alles etwas langsamer und konservativer zu, und das ist gut so . . ." Da kann man dann halt lange diskutieren, ob es eine zentrale Kultur-Termin-Redaktion geben solle, bei der Stadt oder bei einem privaten Dienstleister angesiedelt, und wer dann wie die Informationen an den Mann bringen solle - im Internet oder auf Papier.

Verlassen wir also den Kulturstammtisch und beleuchten das Problem aus einer anderen Sicht:

Das ideale Ziel wäre scheinbar eine übersichtliche und aktuelle Zusammenstellung aller kulturellen Veranstaltungen. Und das genau geht nicht, denn es handelt sich nicht um einen "mechanischen" Prozess der Datenerfassung, -aufbereitung und -publikation, sondern es spielen viele mentale Faktoren mit. Da werden vielleicht Informationen aus den umliegenden Städten nicht bereit gestellt, weil´s ja unter "goerlitz.de" veröffentlich wird. Oder es werden kurzfristig Termine verlegt, eventuell Themen zurück gehalten, um die Konkurrenz nicht auf Ideen zu bringen, oder es wird die Weitergabe schlicht und einfach vergessen, manches bleibt ob der Arbeitsbelastung liegen.

Und eine perfekte Übersicht würde traurig machen: Der Anspruch, den Touristen auf einen Blick zu informieren könnte den Spaß am Stöbern im Internet und am Blättern in den unterschiedlichen Veranstaltungskalendern gründlich verderben. Da sind doch jede Menge gute Publikationen da, das "Kulturquadrat", "20!10", der "Nightliner"! Und für die Übersicht im Internet gibt´s die Suchmaschinen.

Kurz und gut: Wissen fraktalisiert, verteilt sich auf kleinere Einheiten, sprich Informationsträger. Nicht Zentralisierung der Informationen, sondern mehr Vielfalt ist gefragt!

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  • Quelle: tb
  • Erstellt am 02.03.2006 - 00:36Uhr | Zuletzt geändert am 02.03.2006 - 11:22Uhr
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