Unter diesen Umständen lohnt sich eine Umschuldung

Unter diesen Umständen lohnt sich eine UmschuldungGörlitz, 17. September 2021. Auch im Landkreis Görlitz geraten immer mehr Menschen in Gefahr, in die Schuldenfalle zu geraten. Ob nun das Traumauto oder der Traumurlaub – auf Kredit finanzierte Ausgaben, die streng genommen unnötig waren, öffnen die Tür in Richtung Überschuldung. Eine Umschuldung gilt dann häufig als die Erlösung. Mögliche Effekte: Kreditkosten lassen sich senken, zumindest die Zinsbelastung, die auf den eigenen Schultern liegt, geht zurück, außerdem lassen sich Tilgungsraten strecken. Doch lohnt sich die Umschuldung in jedem Fall oder gibt es Situationen, in denen sie eher negativ ist? Einige Artikel im Görlitzer Anzeiger befassen sich mit Finanzierungsfragen und erklären, wann sich der Schritt lohnt und wie die Umschuldung funktioniert.

Abb. oben: Umschuldungen helfen dabei, die Kreditkosten zu senken. Doch dies funktioniert nicht immer
Bildquelle: Horst Koenemund, Pixabay License
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Im Mittelpunkt steht die Liquidität, also zahlungsfähig zu bleiben

 Im Mittelpunkt steht die Liquidität, also zahlungsfähig zu bleiben
Die mögliche Einsparung durch eine Umschuldung hängt immer vom Einzelfall ab
Bildquelle: moerschy, Pixabay License

Zu allererst sollten Leute, bei denen das Geld regelmäßig eher alle ist als der Monat, eine Liquiditätsübersicht aufschreiben. Darin werden alle für eine Zeitspanne alle zu erwartenden Einnahmen die voraussichtlichen Ausgaben gegenübergestellt. Eiserne Regel: Die Liquidität darf nie ins Minus rutschen, denn das würde Zahlungsunfähigkeit und die Notwendigkeit der Kreditaufnahme – falls überhaupt gewährt, etwa eines Dispokredits – bedeuten, womit Kosten für das geborgte Geld, sprich Zinsen, verbunden wären.

Grundsätzlich empfehlen sich diese Schritte:

1. Schritt: Umschuldungskredit finden

Es ist wie die Suche nach neuen Stromanbietern, Handytarifen oder anderen Verträgen: Ein Wechsel lohnt sich erst dann, wenn wesentlich bessere Angebote zur Verfügung stehen. Nur so können Verbraucher sinnvoll einen alten Kredit ablösen, um Zinskosten zu sparen. Aus diesem Grund müssen Verbraucher zuerst einen Umschuldungskredit finden. Das gelingt gut über einen Vergleich:


    • Markt sondieren: Mittels der zahlreichen Kreditvergleichsportale lässt sich der Markt sehr gut sondieren. Die meisten Portale bieten längst einen Kreditvergleich eigens für Kredite an, die zum Zwecke der Umschuldung dienen.

    • Worauf achte ich? Die Konditionen des neuen Kredits müssen besser sein, als die des Kredits, der umgeschuldet werden soll. Im Mittelpunkt stehen freilich die Zinsen, denn sie stellen die große Kostenlast dar. Aber auch Laufzeiten, Zinsbindungen und Sonderkonditionen sind interessant.

    • Beispiele beachten: Im Kreditvergleich kommen immer die sogenannten repräsentativen Beispiele vor. Dieses Kredit- und Zinsbeispiel muss auf zwei Drittel der Bevölkerung zutreffen. Da nur jeder für sich einschätzen kann, ob er sich zu dieser Mehrheit zählen darf, sollte auch die Zinsspanne beachtet werden. Kurzum: Sie zeigt an, wie niedrig der Zins für absolute Idealkunden ist und wie hoch der Zins für die Kunden ist, die gerade noch so einen Kredit erhalten.

    • Angebot einholen: Bei dem Favoriten sollte nun eine Kreditanfrage gestellt werden, damit ein verbindliches Angebot erstellt werden kann. Dies ist für den zweiten Schritt notwendig.

Merke: Der Kreditvergleich muss immer der erste Schritt sein. Wie sonst lässt sich sagen, ob eine Umschuldung tatsächlich günstiger ist?

2. Schritt: Kosten der Umschuldung ermitteln

Während neue Kredite eine vorzeitige Ablöse oft schon kostenfrei erlauben, fällt bei älteren Krediten die sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung an. Sie ist gesetzlich geregelt und darf höchstens in der Höhe der gesetzlichen Angaben berechnet werden. Aber wie findet ein Kreditnehmer diese Gebühren heraus?


    • Kreditvertrag: Er legt fest, ob überhaupt eine Entschädigung fällig wird oder ob dein Kredit vorzeitig getilgt werden kann. Absolut abschließend sind diese Inhalte jedoch nicht.

      Rücksprache: Grundsätzlich sollte mit dem alten Kreditgeber Rücksprache gehalten werden. Mittlerweile verzichten etliche Banken auf Vorfälligkeitsentschädigungen oder berechnen sie deutlich niedriger als gesetzlich veranschlagt.

    • Berechnung: Diese sollte durch die Bank erfolgen – und das schriftlich. Meist sind das heute nur noch kurze Wege und das Ergebnis liegt auf dem Tisch.

Es ist notwendig, die Kosten der Umschuldung zu berechnen. Eine Umschuldung lohnt sich nämlich nicht, wenn die Gebühren für die Vorfälligkeitsentschädigung die Ersparnis aufzehren. In diesem Fall ist es günstiger, beim bisherigen Anbieter zu bleiben und dort den Kredit weiterlaufen zu lassen, bis der Kredit endet oder ein Break-even-Point erreicht wird, der die Umschuldung lohnenswert macht.

3. Schritt: Umschuldung durchführen

Sind die aus einer neue Finanzierung resultierenden Ersparnisse höher als die Kosten, kann die Umschuldung grundsätzlich durchgeführt werden. Sie ist übrigens ganz einfach, denn sie kann nur auf zwei Wegen erfolgen:


    • Zahlung aufs Konto: Der neue Kredit wird aufs Konto des Kreditnehmers überwiesen und dieser führt die Umschuldung durch.

    • Zahlung an Bank: Gerade bei höheren Kreditablösungen führen die Banken die Umschuldung unter sich aus. Der neue Kredit wird direkt an die alte Bank ausgezahlt, wodurch die Umschuldung abgeschlossen ist. Natürlich erhält der Kreditnehmer darüber einen Nachweis.

Welche Kredite lassen sich umschulden?

Vom Grund her kann jeder Kredit umgeschuldet werden. Bei Langzeitkrediten mit Zinsbindungsfrist ist eine direkte Umschuldung nicht möglich, allerdings gilt auch hier: Gewinnt der Kreditnehmer im Lotto und zahlt die vollständige noch offene Summe der Baufinanzierung auf einen Schlag, so werden vielleicht Gebühren oder "Strafen" fällig, aber die Bank wird das Geld kaum ablehnen. Das BGB schreibt beispielsweise vor, dass Banken maximal 1 Prozent des vorzeitig zurückgezahlten Betrags berechnen dürfen, wenn das gewöhnliche Kreditende mehr als ein Jahr in der Zukunft liegt. Bei Restlaufzeiten von unter einem Jahr dürfen es nur noch 0,5 Prozent sein. Hinzu kommen die Sollzinsen bis zum Ende. Dies gilt für alle Kreditverträge, außer dem Kredit, der stets zurückgezahlt werden kann:


    • Dispokredite: Es gibt keine vertraglichen Rückzahlungsfristen, sofern der Dispo nicht überzogen wird. Der Dispo wird mit jedem Geldeingang ganz oder teilweise zurückgezahlt.

    • Umschuldung: Selbst bei der Suche nach einem Umschuldungskredit sollte zwar auf günstigere Optionen gesetzt werden, doch liegen die Zinsen bei gewöhnlichen Krediten fast immer unter denen des Dispokredits. Durchschnittlich belaufen sich die Jahres-Dispozinsen auf um die 10 Prozent.

    • Wie funktioniert die Umschuldung? Ein Umschuldungs- oder Ratenkredit wird aufgenommen, auf das Konto, mit welchem der Dispo verknüpft ist, überwiesen. Die Umschuldung ist mit der Überweisung erledigt.

Bei der Umschuldung des Dispokredits kann es durchaus zweckmäßig sein, einen etwas höheren Kredit aufzunehmen. Der Betrag setzt sich aus


    • der Höhe des genutzten Dispos,

    • den restlichen Ausgaben des Monats und

    • einem kleinen Puffer

zusammen.

Sollte der Dispo beispielsweise mit 2.500 Euro ausgenutzt sein und die restlichen Kosten des Monats bei 600 Euro liegen, so bietet sich ein Kredit von 3.500 bis 4.000 Euro an. Das zusätzliche Geld stellt sicher, dass Spielraum bis zur erneuten Disponutzung ist und kann notfalls auf ein Unterkonto oder ein Sparbuch gelegt werden. Eingehende Gelder sind nun stets für den nächsten Monat und im Hintergrund ist noch ein wenig Spielraum, der wiederum in teuren Monaten die Raten für den Umschuldungskredit absichert.

Fazit – die Umschuldung ist oft lohnenswert

Gerade bei Krediten, deren Abschluss vor der Niedrigzinspolitik stattfand, sind Umschuldungen lohnenswert. Neue Kredite haben deutlich geringere Zinsen als Altkredite. Jedoch ist die Vorfälligkeitsentschädigung zu beachten. Absolut unkompliziert ist die Ablöse eines Dispokredits, denn dieser darf immer kostenlos ausgeglichen werden. Eine Entschädigung kommt auf Nutzer also nicht zu, zumal nahezu jeder Kredit günstigere Zinskonditionen als ein Dispokredit hat.

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  • Quelle: red | Foto Sparschein: horstkoenemund / Horst Koenemund , Pixabay License; Foto Geldscheine: Alter 41 / moerschy, Pixabay License
  • Erstellt am 17.09.2021 - 22:28Uhr | Zuletzt geändert am 18.09.2021 - 00:45Uhr
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