Vorsicht im Verkehr - immer mehr!

Dresden. Verkehrsunfälle gehören - leider - zum täglichen Straßenbild. Erst gestern war am Ortseingang Ostritz - aus Richtung Görlitz kommend - ein PKW aus dem Straßengraben zu bergen. Dennoch zeigt die Unfallbilanz insgesamt einen positiven Trend. Sachsens Innenminister Buttolo stellte gestern die sächsische Verkehrsunfallbilanz 2006 vor.

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Verkehrsunfallbilanz 2006

Auf einen Blick:

- niedrigste Zahl der Verkehrstoten seit 1990
- Sachsen bundesweit an zweitniedrigster Stelle der Verunglückten
- nichtangepasste Geschwindigkeit als Hauptunfallursache
- junge Fahrer sind die am stärksten gefährdete Altersgruppe

Im Freistaat Sachsen ging die Anzahl der Unfälle gegenüber dem Jahr 2005 um 1,2 Prozent zurück. Im Bundesdurchschnitt war ein Rückgang der Gesamtzahl der Unfälle um 1,0 Prozent zu verzeichnen. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden sank im Jahr 2006 in Sachsen gegenüber dem Vorjahr um 2,0 Prozent auf 15.601. Von der Polizei des Freistaates Sachsen wurden im vergangenen Jahr 122.666 Verkehrsunfälle erfasst, darunter 107.065 Sachschadensunfälle.


Verunglückte (Getötete, Schwer- und Leichtverletzte)

Der seit 1995 kontinuierliche Rückgang getöteter Verkehrsteilnehmer hat sich auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Im Jahr 2006 wurden im Freistaat Sachsen 275 Verkehrstote registriert. Das ist die niedrigste Anzahl seit 1990 und bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 5,8 Prozent.

Die Zahl der Verletzten konnte von 20.259 im Vorjahr auf 19.752 im Jahr 2006 (-2,5 Prozent) gesenkt werden. Gegenüber 2005 ist die Anzahl der Schwerverletzten von 4.775 auf 4.615 (-3,4 Prozent) zurückgegangen. Ebenfalls rückläufig ist die Anzahl der Leichtverletzten: von 15.484 im Jahr 2005 auf 15.137 im Jahr 2006 (-2,4 Prozent).

Die meisten Verkehrsunfälle mit Personenschaden ereigneten sich - wie in den Jahren zuvor - innerhalb von Ortschaften (72,8 Prozent). Außerhalb von Ortschaften wurden 23,2 Prozent und auf Autobahnen 4,0 Prozent der Personenschadensunfälle registriert. Die meisten Getöteten (51,3 %) waren außerorts (ohne BAB) zu verzeichnen (innerorts: 40,7 %, auf Autobahnen: 8,0 %).

Unter Berücksichtigung der vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes lag der Durchschnitt bei den Verunglückten je 100.000 Einwohnern in Sachsen im Jahr 2006 bei 469 (2005 waren es 479), damit steht Sachsen im Bundesvergleich wie im Jahr zuvor an zweitbester Stelle hinter Nordrhein-Westfalen.


Unfallursachen

Nichtangepasste Geschwindigkeit:
Besorgniserregend ist der nach wie vor hohe Anteil der Unfallursache "nicht angepasste Geschwindigkeit". Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, den Überwachungsdruck, insbesondere an den diesbezüglichen Unfallschwerpunkten, aufrecht zu erhalten bzw. zu erhöhen.

Vorfahrtsfehler/Fehler beim Abbiegen:
Im Vergleich zum Vorjahr ist ein leichter Rückgang der Unfallursachen "Vorfahrtsfehler/Fehler beim Abbiegen" zu verzeichnen (- 1,4 Prozent). Nach wie vor ordnen sich diese Unfallursachen jedoch unmittelbar nach der Hauptunfallursache "Geschwindigkeit" ein.

Ungenügender Sicherheitsabstand:
Gegenüber dem Vorjahr ist bei der Unfallursache "ungenügender Sicherheitsabstand" ein Rückgang von 5,1 Prozent zu verzeichnen. Im Jahr 2006 wurden über 8.000 diesbezügliche Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. Sowohl der Rückgang der Verkehrsunfälle mit der Unfallursache "ungenügender Sicherheitsabstand" als auch der festgestellten Verstöße, wegen der ein Verfahren eingeleitet wurde, sind ein Indiz dafür, dass sich die Verkehrsteilnehmer auf die konsequente Abstandsmessung insbesondere auf Bundesautobahnen eingestellt und ihr Fahrverhalten entsprechend angepasst haben.


Verkehrsunfallentwicklung bei ausgewählten Altersgruppen

Senioren

Unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung spielen ältere Menschen in der Verkehrssicherheitsarbeit eine immer größere Bedeutung. In den vergangenen fünf Jahren wuchs der Anteil der Altersgruppe der über 65-Jährigen um 15,8 Prozent. Dagegen sank u. a. der Anteil der 18- bis 25-Jährigen um 3,8 Prozent.

Diese Entwicklung gewinnt insbesondere unter Betrachtung der Unfallbeteiligung der jeweiligen Altersgruppen an Bedeutung. Nach wie vor bleiben die 18- bis 25-Jährigen die Altersgruppe mit dem höchsten Unfallrisiko. Senioren sind dem geringsten Risiko, einen Verkehrsunfall zu verursachen, ausgesetzt. Obwohl jeder Vierte der Gesamtbevölkerung älter als 65 Jahre ist, war nur etwa jeder 16. der 65- bis 75-Jährigen bzw. nur etwa jeder 40. der über 75-Jährigen im Jahr 2006 an einem Verkehrsunfall mit Personenschaden beteiligt.
Ungeachtet dieser Entwicklung geben die Folgen der Verkehrsunfälle mit Personenschaden für Senioren Anlass, diese Altersgruppe weiterhin verstärkt in die Verkehrssicherheitsarbeit der sächsischen Polizei und deren Partner einzubeziehen. Bei älteren Menschen können schon "leichtere" Verletzungen zu Pflegebedürftigkeit führen oder sogar den Tod bedeuten. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, dass Senioren besonders als Fußgänger und Radfahrer gefährdet sind. Etwa jeder zweite getötete Fußgänger und etwa jeder dritte getötete Radfahrer waren im Jahr 2006 älter als 65 Jahre.

Kinder

Die Zahl der getöteten Kinder (unter 15 Jahre) sank gegenüber dem Jahr 2005 von 7 auf 6. Im Jahr 2006 verunglückten zwei Kinder als Fußgänger und zwei Kinder als Radfahrer tödlich. Die Zahl der als Insassen von PKW tödlich verunglückten Kinder sank von zwei Kindern im Vorjahr auf ein Kind im Jahr 2006.
Die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Kinder sank im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent auf 1.325 und damit auf die niedrigste Zahl der vergangenen Jahre. Im Vergleich zum Jahr 1995 ist ein Rückgang von 55,9 Prozent zu verzeichnen. Die - langfristig betrachtet - äußerst positive Entwicklung bei den Kinderunfällen zeigt, dass die zahlreichen Anstrengungen der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit sowohl im Bereich der Prävention, als auch im Bereich der Verkehrsüberwachung Wirkung zeigen und daran weiter festzuhalten ist.

Junge Fahrerinnen und Fahrer

Die Zahl der Getöteten im Alter von 18 bis unter 25 Jahre ist gegenüber dem Vorjahr um 6,8 Prozent gestiegen. Insgesamt registrierte die Polizei 63 Getötete. Hingegen ist die Zahl der Verletzten mit 2,8 Prozent rückläufig (von 4.800 auf 4.663). Damit bleibt die am stärksten gefährdete Altersgruppe nach wie vor die der 18- bis unter 25-Jährigen. Etwa jeder vierte Verunglückte und etwa jeder vierte Getötete gehörte dieser Altersgruppe an. Der Anteil der jungen Fahrerinnen/Fahrer betrug 22,9 Prozent bei den Verkehrstoten und 23,6 Prozent bei den Verletzten.

Hauptunfallursache der jungen Fahrerinnen/Fahrer ist nach wie vor die überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit. Mehr als zwei Drittel der Verkehrsunfälle mit Personenschaden unter Beteiligung junger Fahrer wurden durch das Fehlverhalten der männlichen jungen Fahrer verursacht.

Diese Verkehrsunfallentwicklung bei jungen Fahrern bestätigt die Notwendigkeit, der Altergruppe der 18- bis 25-Jährigen ein besonderes Augenmerk zu schenken und z. B. durch die orts- und zeitnahe Verknüpfung der verkehrspolizeilichen Prävention und Repression die Wirksamkeit der Verkehrserziehung und -aufklärung zu erhöhen und schließlich eine Verhaltensänderung der 18- bis 24-Jährigen zu erreichen. Vor diesem Hintergrund wurde im Jahr 2006 durch das Sächsische Staatsministerium des Innern gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus und dem Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit das Verkehrssicherheitsprogramm ?sicherfahren? in Berufsschulen, die in den Berufsrichtungen Metall- und Bauhandwerk ausbilden, ins Leben gerufen. Kernstück dieses Programms ist der Erfahrungsaustausch der jungen Fahrer. Die 18- bis 25-Jährigen sollen in moderierten Gesprächen und Diskussionen ihr eigenes Verhalten im Straßenverkehr auf den Prüfstand stellen, eigene falsche Verhaltensweisen erkennen und dadurch Möglichkeiten erfahren, kritische Situationen zu meistern und zu entschärfen.


Alkohol-/Drogenunfälle


Die Zahl der bei Alkoholunfällen Verunglückten sank im vergangenen Jahr von 1.360 auf 1.357. Darunter befanden sich 14 Getötete, 479 Schwerverletzte und 864 Leichtverletzte. Seit 1995 ging die Zahl der Alkoholunfälle mit 67,9 Prozent deutlich zurück. Waren es 1995 noch 8.577 Unfälle so lag die Zahl 2006 bei 2.751. Neben den zahlreichen präventiven Maßnahmen sind diese Ergebnisse insbesondere auch auf die kontinuierliche Kontrollintensität der sächsischen Polizeibeamten zurückzuführen.

Hingegen lag die Zahl der festgestellten Fahrzeugführer, die ein Kraftfahrzeug unter Einfluss von Alkohol führten, mit 11.489 nach wie vor sehr hoch.
Unter anderem mussten 5.834 Strafverfahren und 5.655 Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet werden. Daraus schlussfolgernd, konnte sich dieser Anteil der Fahrzeugführer im Gegensatz zur überwiegenden Mehrheit der Verkehrsteilnehmer bisher offensichtlich nicht mit dem Grundsatz "Fahren oder Trinken" identifizieren. Dementsprechend müssen hier weiterhin Prioritäten in der polizeilichen Arbeit gesetzt werden.

Zunehmend an Bedeutung gewinnt das Thema ?Drogen im Straßenverkehr?. So wurden im vergangenen Jahr 2.355 "folgenlose" Drogenfahrten und 82 Unfälle unter Drogeneinfluss registriert. Im Jahr 2005 wurden 2.745 Drogenfahrten und 73 Verkehrsunfälle mit der Ursache "Drogen" festgestellt.


Verkehrspolizeiliche Repression und Prävention

Im Jahr 2006 wurden durch die Polizei 937.950 Verkehrsordnungswidrigkeiten festgestellt. Dazu zählten unter anderem 469.246 Geschwindigkeitsüberschreitungen. Das entspricht einer Steigerung von 23.430 Verstößen. Bei 91.129 Geschwindigkeitsüberschreitungen reichte ein Verwarngeld nicht mehr aus und die Fälle mussten an die Bußgeldstelle abgegeben werden. Die seit Jahren an erster Stelle stehende Hauptunfallursache "Geschwindigkeit" spiegelt sich in der kontinuierlich steigenden Zahl der Geschwindigkeitsüberschreitungen wieder. Dies und die Tatsache, dass bei jedem fünften Geschwindigkeitsverstoß ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet werden musste, rechtfertigt die Maßnahmen zur Intensivierung der Geschwindigkeitsüberwachung - auch über Unfallschwerpunkte hinaus -, um die Fahrzeugführer zu entsprechendem normgerechten Verhalten im Straßenverkehr zu bewegen.


Kontrollen des gewerblichen Personen- und Güterverkehrs


64.780 Lastkraftwagen sowie 1.077 Kraftomnibusse wurden im Jahr 2006 durch die sächsische Polizei kontrolliert. Insgesamt wurden 40.057 Verstöße festgestellt. Das entspricht einer "Mängelquote" von 60,8 Prozent. Im Zusammenhang mit den festgestellten Mängeln an der Ladungssicherung ist hervorzuheben, dass etwa 75 Prozent der Ladungssicherungsmängel bei Fahrzeugen aus dem Ausland (EU und Drittland) festgestellt wurden.

Die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten überschritten insgesamt 3.219 Fahrzeugführer (3.133 LKW-Fahrer und 86 Bus-Fahrer). In 42 Fällen wurde bei LKW-Fahrern und in fünf Fällen bei Bus-Fahrern Alkoholeinfluss am Steuer festgestellt.

Im Jahr 2006 kamen etwa jeder zweite kontrollierte LKW und etwa jeder dritte kontrollierte Bus aus dem Ausland.

Bei den kontrollierten ausländischen LKW wurden 22.435 Mängel (57 Prozent aller festgestellten Verstöße), bei den kontrollierten inländischen LKW 16.922 Mängel (43 Prozent aller festgestellten Verstöße), bei den kontrollierten ausländischen Bussen 512 Mängel (73 Prozent aller festgestellten Verstöße) und bei den kontrollierten inländischen Bussen 188 Mängel (27 Prozent aller festgestellten Verstöße) festgestellt.


Verkehrserziehung und -aufklärung


Nicht nur im Bereich der Verkehrsüberwachung und -kontrolle, sondern auch in der Verkehrserziehung und -aufklärung hat die sächsische Polizei im Jahr 2006 Erhebliches geleistet. Neben zahlreichen regionalen Verkehrssicherheitsaktionen wurden im Freistaat Sachsen unter der federführenden Beteiligung des Sächsischen Staatsministeriums des Innern u. a. folgende Veranstaltungen zentral durchgeführt:

Auftakt des Verkehrssicherheitsprogramms "sicherfahren",
"Die Schule hat begonnen",
"Sicherer Schulweg hin und zurück" - Aktion "Gelbe Mützen" -,
"Blitz für Kids",
Fahrradaktion in den Schulen "Nur sicher auf´s Rad - ohne Bremse und Licht? Mit mir nicht!"

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  • Quelle: /red Grafik: /SMI
  • Erstellt am 28.03.2007 - 18:22Uhr | Zuletzt geändert am 28.03.2007 - 18:37Uhr
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