Görlitzer Fassade stürzt teilweise ein

Görlitz, 25. Februar 2017. "Alles Gute kommt von oben" – in Görlitz gilt das keinesfalls: Hier ist gestern am frühen Abend auf der Landeskronstraße ein Stück Hausaußenwand auf die Straße herabgestürzt. Gelöst hatte sich das Mauerwerk in der vierten Etage. Glück im Unglück: Verletzt wurde niemand, nur Autos bekamen die Ziegel ab.
Abbildung: Zu erkennen ist, dass auch die Balkendecke "verschwunden" ist.

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Trümmer über die ganze Straßenbreite verteilt

Die Mauerwerksbrocken verteilten sich über Straße und Gehwege, so dass die angerückte Feuerwehr die Landeskronstraße am Schadenort voll absperrte.

Als Ursache sind Feuchtigkeitsschäden in dem leerstehenden Haus zu vermuten. Die Schadstelle im dritten Stock des Hauses liegt direkt unter dem ausgebauten Dachgeschoss. Es ist anzunehmen, dass weiteren Fassaden- und Mauerwerksteilen der Absturz droht.

Kommentar:

In Görlitz stehen viele Mietshäuser leer und sind oftmals dem schleichenden Verfall preisgegeben. Manchmal greift die Stadt mit Notsicherungen ein, so wie beim markanten Eckhaus an der Einmündung der Brautwiesenstraße in die Rauschwalder Straße. Sanierung lohnt aus Sicht der Eigentümer oft nicht – bereits jetzt sind in Görlitz tausende Wohnungen mangels Nachfrage nicht vermietet.

Das ist schade, bietet die Stadt doch eine enorme Lebensqualität. Viele Häuser, nicht nur in der historischen Altstadt, sind sorgfältig restauriert und auf modernen Wohnkomfort gebracht. Hinzu kommt ein Kulturangebot in der Stadt und der Oberlausitz, das nur als hervorragend charakterisiert werden kann.

Das eigentliche Problem ist, dass es in der Görlitzer Region einen funktionierenden Arbeitsmarkt im Grunde nicht gibt. Zwar wird der von einzelnen Initiativen, die insbesondere sogenannte "Fachkräfte" in die Region (zurück)holen wollen, suggeriert, aber der Blick in die Stellenanzeigen der lokalen Zeitungen ist ernüchternd. Genauso ernüchternd übrigens – das ist die andere Seite der Medaille – wie die mangelnde Beschäftigungsfähigkeit vieler Langzeitarbeitsloser.

Eine vertrackte Situation, deren Bewältigung neben einer erfolgversprechenden Strategie vor allem ein gerüttelt Maß an Optimismus und Zeit braucht, meint Ihr

Thomas Beier

Kommentare Lesermeinungen (1)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Verunglimpfender Kommentar

Von Josef Virek am 01.03.2017 - 10:15Uhr
Aha, die Langzeitarbeitslosen sind durch ihre "mangelnde Beschäftigungsfähigkeit" also praktisch am Wegbröseln der Bausubstanz in Görlitz mitverantwortlich? Merken Sie eigentlich selbst nicht, was Sie da für einen menschenverachtenden Unsinn in Ihrem Kommentar schreiben? Sie stellen Zusammenhänge her, wo gar keine sind. Was können Arbeitslose in Görlitz dafür, dass sie in einer der strukturärmsten Regionen in Deutschland leben? Haben diese Personen hier die Arbeitsplätze vernichtet?

Vielleicht öffnen Sie mal langsam Ihre Augen und schauen sich die Produktivitätsentwicklung der letzten drei Jahrzehnte an. Wo früher noch 100 Werktätige einen Arbeitsplatz hatten steht heute eine vollautomatische Produktionsstrasse, die vielleicht noch von zehn Arbeitern betreut wird. Weitere Produktionen sind in den letzten Jahren in Billiglohnländer wie China abgewandert.

Aber Sie begründen die Arbeitslosigkeit mit der Unfähigkeit der Leute und das ist einfach nur stumpfe Hetze, die noch nicht einmal durch irgendwelche belastbaren Fakten untermauert ist.
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Das Bedarf einer Klarstellung:

Es wird im Kommentar lediglich darauf verwiesen, dass viele Langzeitarbeitslose über eine mangelnde Beschäftigungsfähigkeit verfügen. Dazu ist anzumerken, dass die zurückgehende Beschäftigungsfähigkeit eine Folge, nicht etwa aber die Ursache der Langzeitarbeitslosigkeit ist.

Thomas Beier

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