Schlüsselprojekte für Schienen und Straßen in der Lausitz

Schlüsselprojekte für Schienen und Straßen in der LausitzCottbus / Chóśebuz, 23. Juli 2020. Eine der Einrichtungen, die sich dem, was gemeinhin Strukturwandel in der Lausitz genannt wird, widmen, ist die Wirtschaftsregion Lausitz GmbH in Cottbus, Niederlausitz. Sie hat nun eine von ihr beauftragte Verkehrsstudie vorgelegt, die – Ei der Daus! – erheblichen Verbesserungsbedarf sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene sieht. Zweifelsohne sind Investitionen nötig.

Die Bundesstraße 115 bei Boxberg/O.L.
Archivbild: © BeierMedia.de
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Eisenbahn bis in den ländlichen Raum

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Hoyerswerda: Eine Stadt braucht besseren Anschluss. Im Bild ein Eindruck von der Neustadt
Archivbild: © Bautzner Anzeiger

Das korrekt als "Integrierte Verkehrsstudie Lausitz" zu benennende Papier wurde im Auftrag der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH in deren Projekt "Zukunftswerkstatt Lausitz" von der Wagener & Herbst Management Consultants GmbH aus Potsdam und der Verkehrsplanung Köhler und Taubmann GmbH aus Dresden erstellt. Die Ergebnisse der Studie sollen in die "Entwicklungsstrategie Lausitz 2050" einfließen, deren Vorstellung bis zum Jahresende 2020 zu erwarten ist.

Damit der Strukturwandel gelingt, definieren die unterschiedlichen Akteuere ihre Projekte als notwendig, sogar die Erweiterung eines Landratsamtes fällt darunter, ebenso wie eben die Verkehrsanbindung der Region an die nationalen und internationalen Zentren.

Schlüsselprojekte im Schienennetz

Identifiziert wurden bei der Erstellung der Studie Schlüsselprojekte, mit denen die Konkurrenzfähigkeit der Lausitz gestärkt werden soll. Einige dieser Verkehrsinfrastruktur-Projekte sind bereits in das neue Strukturstärkungsgesetz (StStG) aufgenommen, etwa


    • die Komplettierung, Elektrifizierung und Wiederinbetriebnahme der Bahnlinie Dresden – Kamenz – Hoyerswerda als Lückenschluss im Eisenbahnnetz,
    • der Ausbau der Bahnstrecke Dresden – Cottbus für Geschwindigkeiten bis 160 Stundenkilometer,
    • der Bau der Lückenschlüsse der Bundesstraße 178 inklusive Ortsumfahrungen und
    • der Ausbau der Autobahn A 13 auf sechs Spuren zwischen Berlin und dem Dreieck Spreewald.

Doch es gibt noch mehr Schlüsselprojekte im Schienennetz, denn sowohl bei der Infrastruktur als auch dei den Angeboten gibt es Defizite. So gibt es auf vielen Verbindungen keinen Zeitvorteil gegenüber einer Autofahrt, außerdem verhindern lange eingleisige Strecken, fehlende Ausweich- und Überholmöglichkeiten, geringe Gleiskapazitäten in den Bahnhofsbereichen ein breiteres Angebot und sorgen letztlich für Lücken im Netz des öffentlichen Personennahverkehrs.

Erst der Abschied von der carbonbasierten Industrie motiviert offenbar dazu, einen großen Teil dieser Nachteile mittels Infrastrukturausbau zu beheben. Dabei haben diese Vorhaben Priorität:


    • Ergänzung der Bahnlinie Dresden – Kamenz / Kamjenc – Hoyerswerda / Wojerecy um eine Verbindung von Hoyerswerda über Spremberg / Grodk nach Cottbus
    • Ausbau und Elektrifizierung der "Görlitzer Bahn" im Abschnitt Cottbus – Horka / Hórka – Görlitz bei gleichzeitiger Anhebung der Streckengeschwindigkeit auf 160 Stundenkilometer, Ziel: Stärkung dieser Lausitz-Entwicklungsachse und verbesserte Anbindung der vom Braunkohle-Aus besonders betroffenen Regionen um Spremberg und Weißwasser/O.L. / Běła Woda

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Angebotsqualität sich zudem durch den Ausbau der Strecken Cottbus – Berlin, Cottbus – Leipzig, Dresden – Görlitz und des Bahnkorridors Görlitz – Zittau – Reichenberg (Liberec) verbessern lässt. "Das wusstnse schon", pflegt der gemeine Sachse zu sagen, wenn ihm eine Erkenntnis so neu nicht deucht.

Neben einer besseren Infrastruktur schlägt die Studie sogar organisatorische Anpassungen vor. "Attraktive Reiseketten und Pendlerströme sind das Ziel", so die Wirtschaftsregion Lausitz GmbH in einer Mitteilung die offen lässt, ob auch Pendlerinnenströme gemeint sind. Völlig recht hat aber auf jeden Fall Heiko Jahn, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH, wenn er sagt: "Dafür brauchen wir in der Lausitz eine Zusammenarbeit Brandenburgs und Sachsens und der Verkehrsverbünde. Das ist Voraussetzung für einen Lausitz-Tarif und einen Lausitz-Takt, bei dem sich die Bus-Zubringer an den Anschlüssen zur Bahn orientieren. Wenn es ein einfaches, zuverlässiges und attraktives Angebot bis in den ländlichen Raum gibt, werden deutlich mehr Menschen die Bahn nutzen und wird die Lausitz noch attraktiver für neue Bewohner."

Schlüsselprojekte im Straßennetz

Räder müssen rollen, auch auf der Straße, weshalb die Studie hier den Straßenbauern Hoffnung auf rosige Zeiten macht:


    • weiterer Ausbau der Bundesstraße 169 und Bau zusätzlicher Ortsumfahrungen
    • Ausbau der Bundesstraße 115
    • Verbesserung der Anbindung des Industrieparks Schwarze Pumpe sowie des Kraftwerksstandortes Boxberg/O.L., was die Bundesstraße 156 und der davon abgehenden Spreestraße betrifft
    • Ausbau der Bundesstraße 87 samst Ortsumfahrungen
    • Ausbau der Autobahn 4 zwischen Görlitz und Dresden auf sechs Spuren
    • Ausbau der Zubringer zur Autobahn 15, was die Bundesstraßen 97 und 168 betrifft

Lausitz als Modellregion für den schienengebundenen Güterverkehr

Zusätzlich zu solchen recht konkreten Projekten für die Schienen und Straßen empfehlen die Autoren der Studie weitere Maßnahmen. So müsse die grenzüberschreitende Kooperation mit Polen und Tschechien weiter ausgebaut werden. Die Schaffung eines Hub-Terminals für die Lausitz als internationales Tor Richtung Polen, Russland und Asien würde ihrer Meinung nach den Wirtschaftsstandort wesentlich stärken.

Planungs- und Genehmigungsverfahren sollten beschleunigt werden. Außerdem gelte es, Doppelstrukturen mit Hilfe einer Koordinierungsstelle zu vermeiden. Diese Maßnahmen seien auch eine Voraussetzung, um die Lausitz zur Modellregion für die stärkere Nutzung des Schienengüterverkehrs zu entwickeln.

Was wird Realität?

"Um all diese Vorhaben realisieren zu können, bedarf es eines Lausitzer Zusammenhaltes", so Geschäftsführer Jahn, und weiter: "Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft müssen dafür kämpfen, dass diese wichtigen Infrastrukturmaßnahmen auch umgesetzt werden. Fest steht: Es gibt vielversprechende Planungen, die im Rahmen des Strukturwandels umgesetzt werden können."

Jahn meint, auch Standortentscheidungen wie der Deutsche Bahn Standort Cottbus würden Infrastrukturprojekte befördern und verweist auf weitere Studien: "Jüngste Studien der Wirtschaftsregion Lausitz zum Schienenfahrzeugtestzentrum in Niesky oder zur Beförderung von Personen und Kleinstgütern auf der letzten Meile in der Lausitz unterstreichen den Handlungsbedarf."

Mehr:
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  • Quelle: red | Fotos: © BeierMedia.de / Bautzner Anzeiger
  • Erstellt am 23.07.2020 - 12:32Uhr | Zuletzt geändert am 23.07.2020 - 13:42Uhr
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