Neiße bricht zum Berzdorfer See durch

Landkreis Görlitz, 8. August 2010. Im Katastrophenkreis bleibt die Lage weiter dramatisch. Während die Wasserstände in Zittau an Mandau, Löbauer Wasser und Lausitzer Neiße leicht sinken, meldet Görlitz am frühen Morgen des 8. August 2010 noch immer steigende Pegel an der Neiße.

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Pegel Görlitz bei 705 Zentimetern

Thema: Hochwasser in Görlitz 2010

Hochwasser in Görlitz 2010

In Görlitz und Zittau kam es im August 2010 wie in anderen Städten zu einem folgenschweren Hochwasser. Auch in Görlitz richtete die Neiße schwere Schäden an. Das Hochwasser in Görlitz war bundesweit in die Schlagzeilen geraten, weil unter anderem Teile der Görlitzer Altstadt bedroht waren.

Durch die starken Niederschläge und den Bruch an der Talsperre Nieda (Niedow), die den polnischen Wittig-Stausee (Witka-Stausee) abriegelt, stieg der Wasserstand am Pegel Görlitz binnen kurzer Zeit. Gegen Mitternacht waren 6,95 Meter erreicht, das ist 1,35 Meter über dem Richtwert der Alarmstufe 4.

Zwischen der ehemaligen Ortslage Deutsch Ossig und Görlitz brach die Neiße in Richtung Berzdorfer See durch und flutet diesen. Das führte zur Abflachung des Hochwasserstandes in Görlitz. Die folgen für den vorgesehenen Hafenausbau am Berzdorfer See dürften noch nicht absehbar sein.

Anhaltend hohe Pegelstände

Der vom Dammbruch in Polen unabhängige Hochwasserscheitel der Neiße, der den Pegel Zittau mit 4,90 Meter passierte, hatte die Stadt Görlitz in der Nacht noch nicht erreicht. Am Pegel Rosenthal, der sich ungefährtt 15 Kilometer flussabwärts von Zittau befindet, waren nachts noch gleichbleibend hohe Wasserstände zu verzeichnen.

In der Stadt Ostritz wurde die Hochwasserschutzanlage überströmt, Teile der Stadt mussten evakuiert werden. In der Stadt Görlitz wurden die Bewohner des Ortsteiles Weinhübel evakuiert.

Keine Entwarnung

Auch wenn kurzzeitig ein Sinken der Wasserstände zu beobachten ist, können diese in den folgenden Stunden wieder ansteigen. Es wird erwartet, dass sich die derzeitige kritische Situation in den Ortslagen unterhalb Görlitz entlang der Neiße fortsetzt. Doe schnellen Fließgeschwindigkeiten lassen erwarten, dass die Situation in Görlitz jeweils sechs bis acht Stunden später in Bad Muskau eintriitt.

Stromabschaltungen


Nach Information des Energieversorgers werden die Ortslagen vor Überflutung unangekündigt vom Strom abgeschaltet.

Pegelstände Lausitzer Neiße am 8. August 2010 um um 06:00 Uhr:

Zittau medet 406 Zentimeter, Tendenz leicht fallend, Görlitz hingegen schwach steigend bei aktuell 705 Zentimeter.

Bis zu den Morgenstunden sind die Wasserstände am Pegel Zittau um 54 Zentimeter gefallen, d. h. im Mittel ungefähr 9 Zentimeter pro Stunde. Diese Tendenz soll sich auch in den Vormittagsstunden fortsetzen.

Am Pegel Görlitz hat sich sich etwa 2 Uhr ein relativ gleichbleibender Wasserstand von 6,98 Meter eingestellt, der jedoch seit 6 Uhr schwach auf 7,05 Meter gestiegen ist. Diese hohen Wasserstände werden voraussichtlich bis in die Mittagsstunden am Pegel Görlitz anhalten.

Anstieg im nördlichen Landkreis langsamer

Der Anstieg der Wasserstände in den Ortslagen unterhalb von Görlitz erfolgt nun - entgegen der vorhergehenden Meldungen - langsamer. In der Ortslage Deschka wurde heute Morgen ein Wasserstand ca. 70 cm über dem des Hochwassers von 1981 durch die örtlichen Einsatzkräfte gemeldet.

Rettung

Oberste Priorität hat die Rettung von Menschen. 1.444 Personen wurden in Rothenburg, Bad Muskau, Oberneundorf, Zodel und Deschka evakuiert. Derzeit ist bekannt, das eine Person verletzt ist.

Etwa 1.300 Rettungskräfte sind im Katastrophengebiet im Einsatz. Unterstützt werden Sie durch zwei Hubschrauber der Bundespolizei sowie 14 Boote zur Aufklärung und Rettung.

Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Witka Stausee Pfingsten 2010

Von Familie L., Görlitz am 11.08.2010 - 18:26Uhr
Das ziemlich verregnete Pfingstwochenende 2010 nutzten wir, um einige unserer Lieblingsplätze im Landkreis Zgorzelec aufzusuchen. Unser Weg führte uns dabei, wie so oft, auch an den Witka Stausee. Dabei verharrte unser 9-jähriger Sohn längere Zeit mit dem Blick auf die Staumauer und wies uns vehement darauf hin, dass es an einigen Stellen ziemlich undicht war. Wir wiegelten ab und beruhigten ... alles wird schon seine Ordnung haben, es gibt EU-Vorschriften und mit Sicherheit wird alles regelmäßig professionell kontrolliert und es wird ggf. reagiert.

Wenige Wochen später versinken Menschen, Tiere, Hab und Gut in den Fluten... Wer findet eine Antwort auf die Frage "Warum?" Wir konnten diese unserem Sohn nicht beantworten.

Zig Millionen Euro wurden und werden in die dt.-pln. Zusammenarbeit investiert, zu einem maroden Staudamm reicht es dann aber nicht? Sicher wird es höhere Gewalt sein und ... der Dienstweg muss eingehalten werden. Vielleicht wäre es ja eine Möglichkeit, bei einer der zahlreichen Empfänge beiderseits der Neiße mal die Handynummern zwischen Landräten, Bürgermeistern etc. auszutauschen, m.E. geht der Schutz der Bevölkerung vor Privatsphäre, oder?

Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt allen Privatpersonen und Unternehmen, welche vergangenes Wochenende Opfer der Flut wurden. Möge uns allen dies aufgrund einer verbesserten, konstruktiven Zusammenarbeit in Polen, Tschechien und Deutschland erspart bleiben.

Hochwasser in Radmeritz

Von Konrad am 10.08.2010 - 18:54Uhr
Mich würde sehr interessieren, wie das Hochwasser von der Wittig (Witka) in Radmeritz/Radomerczice (meinem Geburtsort) und dem Barockschloß Stift Joachimstein bei Radmeritz angekommen und welche Schäden es verursacht hat, da beim Wehr der Witka die gut erhaltene Mühle (ein wertvolles Bau- und Kulturdenkmal) und ein in mühevoller Eigenintiative des jungen Müllers entstandenes schönes kleines Kaffee im Mühlenhof ist, wie diese Menschen und Gebäude diese Flutkatastrophe erlebt bzw. hoffentlich lebend überstanden haben.

Können Sie mir da Auskunft zusenden? Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar! Mit freundlichem Gruß Ihr W. Konrad aus Crimmitschau/Sachsen

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 08.08.2010 - 09:21Uhr | Zuletzt geändert am 13.05.2021 - 09:51Uhr
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