Bester Azubi - bester Job?
Görlitz, 19. November 2018. Sag noch einer was gegen die Jugend: Während mancher Lehrherr kam geeignete Azubis findet, legen andere Spitzenleistungen hin. So Robin Adam aus Girbigsdorf, der den sachsenweit besten Ausbildungsabschluss als Elektroanlagenmonteur – noch dazu ein halbes Jahr vorzeitig – verbuchen kann. Da sollte man meinen, das sei eine ausgezeichnete Basis für den Start ins Berufsleben, wo zudem doch der Ruf nach Fachkräften kräftig erschallt. Doch nach einem reichlichen halben Jahr im Berufsleben sind Robin Adam und Freunde aus der Lehrzeit ernüchtert darüber, wie es im Handwerk zugeht.
Abbildung: Robin Adam auf Girbigsdorf bei Görlitz hat seine Lehrzeit zum Elektroanlagenmonteur als Sachsenbester und vorfristig beendet
Berufseinstieg im Handwerk
Gelernt hat Robin Adam bei Bombardier, die Grundlagenausbildung lieferte die ENSO. "Das war sehr interessant, da wurde richtig viel Praxiswissen vermittelt", denkt Robin Adam gern an diese Zeit zurückt. Um sich eine sichere Berufsperspektive aufzubauen, hat er sich nach der Ausbildung bei mehreren Betrieben beworben, zunächst mit ernüchterndem Ergebnis: Einer setzte lieber auf Umschüler, der nächste war gerade mit einem privaten Bauprojekt ausgelastet, ein größeres Unternehmen verwies auf den Stellenplan, der keine Einstellung erlaubte.
Gelandet ist Robin Adam letztlich im Handwerk, in einem Familienbetrieb – durchaus eine Umstellung für jemanden, der aus der Industrie kommt. "Da muss man sehr schnell alleine klarkommen", berichtet der junge Mann über seine Erfahrungen, "Firmenauto, Firmenhandy, Baustelle mit Fertigtermin zugewiesen, los geht‘s!" Da stellt sich die reale Arbeitswelt im Handwerk deutlich härter dar als in der Ausbildung. "Ich hätte mit vor bestimmten Aufgaben eine genauere Einweisung gewünscht", verweist er auf die mangelnde Kommunikation als eines der Probleme. Wobei: Die älteren Kollegen gaben schon Tipps, aber eine Einarbeitung fand nicht statt, meist ist er auf sich selbst gestellt. Folge sind Fehler aus mangelnder Praxiserfahrung, die eigentlich nicht sein müssten.
"In kleineren Handwerksbetrieben findet bewusste Mitarbeiterführung und Mitarbeiterentwicklung oftmals nicht statt", so die Erfahrung von Unternehmensberater Thomas Beier. Spricht man die Inhaber darauf an, kommt oft genug ein "Das brauchen wir nicht!", so seine Erfahrung. Beier: "Man beschränkt sich darauf, die Arbeit zu organisieren und das Ergebnis zu kontrollieren, damit der Auftraggeber keine Fehler bemerkt. Was die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens ausmacht, nämlich Mitarbeiter zu haben, die mitdenken, Lust auf Leistung entwickeln und beim Kunden einen guten Eindruck machen, bleibt so oft dem Selbstlauf überlassen mit der Folge, dass die am besten Qualifizierten sich über kurz oder lang ein neues Arbeitsumfeld suchen."
Nach einem reichlichen halben Jahr hat sich Robin Adam aber ganz gut ins Handwerk eingewöhnt. "Man kann sich seine Arbeitsabläufe selber organisieren und planen, zum Schluss zählen Qualität und Termintreue", zieht Robin Adam ein erstes Fazit seines Berufslebens. Für seinen hervorragenden Ausbildungsabschluss hat er jedenfalls viel Zustimmung bekommen; zur Auszeichnungsveranstaltung der Industrie- und Handelskammer Sachsen im Leipziger Gewandhaus hat sogar Ministerpräsident Michael Kretschmer persönlich die Urkunden überreicht – übrigens auch an Marc Neumann aus Ebersbach, der, bei Siemens Görlitz ausgebildet, bester Zerspaner wurde – und gratuliert.
Jungen Leuten, die sich jetzt für eine Ausbildung entscheiden müssen, rät Robin Adam, sich einen Beruf zu suchen, der auf Dauer Spaß macht: "Bei mir ist das so, deshalb habe ich die Ausbildung ernst genommen, ohne übermäßig viel zu pauken. Für was man sich wirklich interessiert, bleibt von ganz alleine hängen."
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- Quelle: TEB | Foto: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 18.11.2018 - 15:50Uhr | Zuletzt geändert am 19.11.2018 - 03:13Uhr
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