Gutes Personal als Lebenselixier für Unternehmen

Gutes Personal als Lebenselixier für Unternehmen Görlitzer Anzeiger, 10. September 2021. Von Thomas Beier. Unternehmen brauchen vieles, um dauerhaft zu bestehen. Grundlegend im Bereich der harten Fakten ist die finanzielle Liquidität, zukunftsnotwendig der Gewinn als Basis für Investitionen. Auf Dauer aber zählen für den Erfolg die weichen Faktoren, die vor allem durch das Personal bestimmt werden. Doch die jeweils passenden Leute sind knapp: eine Situationsbeschreibung und Handlungsmöglichkeiten.

Abb.: Eine Fachkräftebörse im Görlitzer Rathaus, organisiert von der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH
Archivbild: ©2017 Görlitzer Anzeiger
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Keine Leute, keine Leute – stimmt das?

Die Situation – zumindest tief im Osten des wiedervereinigten Deutschlands – scheint paradox: Zum einen gibt es trotz aller Gegenbemühungen eine verfestigte Sockel-Langzeitarbeitslosigkeit, andererseits werden Fachleute aller Couleur – vom Facharbeiter bis zum Ingenieur – händeringend gesucht.

Wie es zu dieser Situation kommen konnte, wird gern diskutiert. Bei jüngeren Leuten wird immer wieder das Versagen von Elternhaus und Schule angeführt. Erst jüngst im Landkreis Görlitz: Ein Azubi bricht im zweiten Lehrjahr ab, in der Berufsschule sind reichlich Fehlstunden verzeichnet. Der Arbeitgeber müht sich dennoch, den Mann zu halten, bietet etwa eine Perspektive als ungelernter Angestellter mit schrittweisen Qualifizierungsmaßnahmen – vergeblich. Inzwischen ist der Ex-Azubi glücklich, sein Leben als Hartz-IV-Bezieher zu genießen. Ein Einzelfall? Leider nicht.

Schon Karl Marx sprach von den “Qualen der Arbeit”, von denen der Arbeitslose befreit sei. Offenbar ist aus der Sicht vieler die Grundsicherung ausreichend hoch und so bequem zu erlangen, dass jegliche intrinsische Motivation, es im Leben zu etwas zu bringen und eben auch sein eigenes Geld zu verdienen, bei vielen – ausdrücklich nicht bei allen – Betroffenen erlischt. Und diese Einstellung, das Arbeitslosengeld II als steuerfinanziertes bedingungsloses Grundeinkommen zu betrachten, vererbt sich.

Kritik an Bildungsanbietern

Generell haben es Schule und Bildungsanbieter geschafft, dass Bildung und Weiterbildung von vielen als Last empfunden wird. Gerade in der Erwachsenenbildung, wenn Arbeitsagentur oder öffentliche Stellen die Kosten tragen, werden Kunden eher geparkt und allenfalls bespaßt, anstelle auf kompetente Weise Wissen vermittelt zu bekommen. Die Kritik an Weiterbildungsprogrammen ist groß, die Abschlüsse, gelinde gesagt, oft nicht aussagekräftig. Von einer "Inflation fragwürdiger bis dubioser Abschlüsse" spricht Carsten Hennig auf jobware.de.

Besonders auffällig ist das bei online durchgeführter Weiterbildung: Verantwortungslose Dozenten und Dozentinnen, für die das Abhalten von Kursen trotz horrender Teilnahmegebühren eher ein schlecht bezahlter Job ist, machen sich die Gruppendynamik zunutze und lassen die Gruppenteilnehmer diskutieren. Damit erspart sich der Dozent den Input an aufbereitetem Wissen und die Überlegung, auf welchem Wege das überhaupt vermittelt werden kann, gleich mit. Zugleich werden Teilnehmer, die Fragen haben, übergangen und ausgegrenzt und man konzentriert sich auf jene, die selbst Beiträge liefern. Zum Schluss aber erhalten alle ein Zertifikat und die Kurse eine gute Bewertung, damit beim Träger der Kosten keine weiteren Fragen entstehen. Die Zertifizierung von Bildungsanbietern erweist sich als Makulatur, eine echte Qualitätskontrolle durch Dritte findet nicht statt.

Was Unternehmen tun

Vor diesem Hintergrund versuchen gut geführte Unternehmen, sich selbst fähiges Personal heranzuziehen. Damit ist jedoch das Risiko verbunden, dass die mit viel Aufwand gut geschulten Mitarbeiter den Betrieb nur als Sprungbrett für ihre Karriere benutzen. Auch im Raum Görlitz beklagen Mittelständler, dass die besten Mitarbeiter in größere Unternehmen oder die öffentliche Verwaltung wechseln.

Jedoch ist für Unternehmen schon viel gewonnen, wenn sie überhaupt erst einmal qualifizierte und entwicklungsfähige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gewinnen können. Während man sich früher aus Bewerbungen jene, die am besten passen, auswählen konnte, müssen Unternehmen heute selbst aktiv auf die Suche nach neuen Angestellten und Azubis gehen. Allerdings beschränken sich die meisten dabei auf Gelegenheitsinitiativen wie die Nutzung lokaler Jobportale wie etwa jobs-oberlausitz.de, die Teilnahme an Ausbildungs- und Karrieremessen oder die Schaltung von Werbeanzeigen.

Mangelnde Wertschätzung für Bewerber

Märkte wollen beobachtet, beeinflusst und entwickelt sein. Das ist im weitesten Sinne der Zweck des Marketings. Marketing, das bedeutet ganz allgemein, sich mit dem Markt zu beschäftigen und die Marketinginstrumente so zu gestalten und einzusetzen, dass im Markt die gewünschten Reaktionen erfolgen. So, wie sich ein Unternehmen um seine Absatz- und Beschaffungsmärkte kümmern muss, ist es heutzutage gezwungen, ebenfalls im Personalmarkt aktiv zu sein, um die besten Mitarbeiter zu gewinnen.

Doch schon an diesem Anspruch scheitern viele, weil nicht etwa Wissen, Fähigkeiten und Leistungsfähigkeit ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Das ist die Realität: “Ach, Sie sind nicht arbeitslos? Dann werden Sie nicht gefördert, da können wir Sie nicht einstellen.” Oder es werden Stellen nach Parteibuch vergeben, nach Alter und Schönheit oder nach Zugehörigkeit zum Beziehungsfilz. All das ist legal, allerdings nicht unbedingt zielführend für den Zweck einer Organisation, ob nun Unternehmen, Verwaltung oder Verein.

Ebenso zerstörerisch für den Ruf eines Arbeitgebers – der Görlitzer Anzeiger hat unter anderem das Beispiel eines mit Fördermitteln gepimpten Vereins dokumentiert – ist es, wenn Bewerber nicht ernst genommen, vertröstet oder belogen werden. Schlechte Erfahrungen sprechen sich nun einmal herum.

Das Personalmarketing anschieben

Unternehmen sichern ihren dauerhaften Bestand, indem sie sich weiterentwickeln und immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen. Dazu gehört, sich regelmäßig auf seine Kernkompetenzen zu besinnen und auszulagern, was andere besser können. Anstelle im Marketing und speziell bei der Personalsuche unbedarfte Beschäftigte in den sozialen Netzwerken herumstümpern und mehr Schaden als Nutzen machen zu lassen ist es grundsätzlich besser, eine spezialisierte Personalmarketing Agentur zu beauftragen.

Schaut man sich die Leistungen einer Personalmarketing Agentur an, ist eine Reihe von Aspekten zu erkennen. Potentielle Bewerber werden als Zielgruppe definiert, um durch adäquate Ansprache ihr Interesse auf den Arbeitgeber zu lenken. Das mag sich etwas platt anhören, beinhaltet aber spezifisches Knowhow: Auf welchen Internetplattformen, auf welchen Messen finde ich welche Qualifikations- und Altersgruppen? Wie kann ich dafür sorgen, dass mögliche Bewerber beim Erstkontakt mit einem Arbeitgeber einen guten Eindruck gewinnen und sich angezogen fühlen?

Zu den wesentlichen Aufgaben des Personalmarketings gehört außerdem, einen Arbeitgeber auch im Arbeitsmarkt zur Marke zu machen. Während die übliche Markenpolitik auf Kunden abzielt, erfordert die Personalgewinnung eigene Aspekte der Markenführung. Eine entwickelte Arbeitgebermarke zeichnet sich dadurch aus, dass es ein erstrebenswertes Ziel ist, bei diesem Arbeitgeber anzuheuern und andererseits die Beschäftigten stolz darauf sind, genau dort zu arbeiten. Schaut man auf Görlitz, dann waren das früher "die Meyeraner" und heute sind es bestimmt die "Siemensianer".

Der Autor Thomas Beier hat 1994 die Beier Consulting gegründet und beschäftigt sich unter anderem mit der Entwicklung von Faszination, Dominanz und Anziehungskraft in den Märkten.

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 10.09.2021 - 08:28Uhr | Zuletzt geändert am 10.09.2021 - 09:24Uhr
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