Sachsen minus 93 Prozent

Sachsen. Die Kommunalen Gleichstellungsbeauftragten wenden sich gegen die für das Har 2011 vorgesehene 93-prozentige Kürzung des Gleichstellungshaushaltes im Freistaat Sachsen. Gleichstellungsprojekte seien in Sachsen künftig nicht mehr durchführbar, so die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten Sachsens. Die LAG lehnt die beabsichtigten Kürzungen im Haushaltstitel „Förderung der Gleichberechtigung von Frau und Mann“ (HH-Stelle 686 03/2) des Doppelhaushaltes des Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz entschieden ab. Mit diesem Haushalt würde sich Sachsen nahezu vollständig aus der Förderung der Gleichstellungsarbeit zurückziehen.

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Stänker fordert: Jeder zweite Gleichstellungsbeauftragte ein Mann!

Es ist beabsichtigt, die finanzielle Unterstützung für Gleichstellungsprojekte vor Ort und für die Arbeit der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im kommenden Jahr um über 93 Prozent zu reduzieren. Im Jahr 2012 ist in diesem Bereich gar keine Förderung mehr vorgesehen.

Im Vergleich zu 2009 - bereits in diesem Jahr hatte das Sächsische Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz die Mittel für Gleichstellungsprojekte um 50 Prozent reduziert - gehen damit der Region Chemnitz 86.000 Euro, der Region Leipzig 82.000 Euro und der Region Dresden 155.000 Euro für modellhafte Projekte und Maßnahmen der Frauen- und Männerarbeit verloren. Die Arbeitsfähigkeit sei somit nicht mehr gewährleistet.

Betroffen sind u.a. in der Region Dresden:
- Männernetzwerk Dresden e. V.
- Frauen- und Mädchengesundheitszentrum Medea e. V. Dresden
- Frauenförderwerk Dresden e. V.
- FrauenBildungsHaus Dresden e. V. mit dem Frauenstadtarchiv
- Fraueninitiative Bautzen e. V.

sowie weitere Vereine in den Regionen Leipzig und Chemnitz.

Auch für die Existenzgründungen und Unternehmenssicherungen von Frauen im ländlichen Raum sollen weniger finanzielle Mittel als 2009 bereitgestellt werden. Gerade diese Fördermöglichkeit wurde von einer renommierten Unternehmensberatung 2006 als wirksames und nachhaltiges Instrument zur Förderung des selbstständigen Unternehmerinnentums im ländlichen Raum evaluiert. Als einen Affront gegen die gleichstellungspolitische Arbeit in den Regionen kommentiert das Sprecherinnengremium diese Pläne.

Die angespannten Haushalte der Städte, Gemeinden und Landkreise werden nicht in der Lage sein, diese Kürzungen zu kompensieren, genauso wenig wie die Träger selbst. Es wird künftig nur noch in Ausnahmefällen möglich sein, gleichstellungspolitisch bedeutsame Projekte für die Menschen im Freistaat zu initiieren, Projektträger zu halten und die Arbeit der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten zu unterstützen. Hart werde es dabei den ländlichen Raum treffen.

Besonders betroffen macht die Sprecherinnen die politische Signalwirkung, die diese Entscheidung mit sich bringt. Mit diesem Haushaltsansatz verkomme Gleichstellungspolitik in Sachsen zu einem bloßen Lippenbekenntnis und es liege die Vermutung nahe, dass auch die Implementierung von Gender Mainstreaming nicht mehr im Fokus sächsischer Landespolitik stehe, unerwünscht sei und auf das Abstellgleis geschoben werden solle, so die LAG weiter.

"Wir fragen uns: Mit welchen Instrumenten will dann der Freistaat Sachsen den Herausforderungen unserer demografischen Entwicklung und dem Fachkräftemangel entgegentreten?", so die LAG-Sprecherinnen Elke Breitfeld, Ines Fabisch, Annett Schrenk, Ines Weigelt, Romy Wiesner und Kristina Winkler.


Kommentar

Über den Zusammenhang zwischen Gleichberechtigung und Gleichverpflichtung habe ich an dieser Stelle schon genug und gar wohl fabulieret.

Deshalb will ich mich kurz fassen: So lange nicht jeder zweite Gleichstellungsbeauftragte ein Mann ist, gehört dieser Gleichstellungsindustrie tatsächlich der Hahn abgedreht!

Anstelle sich im pausenlosen Kampf für die Gleichstellung zu verschleißen täten die Frauinnen besser daran, sich gleich zu stellen - will meinen, ihre Rechte wahrzunehmen, ihre Chancen zu ergreifen, ihre Möglichkeiten zu entfalten.

Und noch eins auf den Denkzettel, liebe Frauen: Bitte bleibt Frauen! Sonst hätten die Männer gar kein Motiv mehr, ihre Unterdrückung zu ertragen ...

Beschwerden wie immer bitte an Ihren alten Kämpfer

Fritz R. Stänker

Kommentare Lesermeinungen (4)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Gleichstellung ist mehr

Von Ernst am 06.09.2010 - 16:21Uhr
Der vereinfachenden Sichtweise, wie sie Herr Ahrens vertritt, kann nicht gefolgt werden. Er schreibt: "Bei den Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten ist der Inhalt stets die Gleichstellung von Mann und Frau."

Das ist zu wenig. Es geht auch um die Gleichstellung von Behinderten, von Eingebürgerten oder von Berufsgruppen, von alleinstehenden Müttern und Vätern - im Grunde darum, dass jede Gruppe der Bevölkerung gleichberechtigt Chancen auf Bildung, Arbeit und Teilhabe am sozialen und gesellschaftlichen Leben hat.

Es ist wirklich nicht einzusehen, dass die Positionen der "Gleichstellungsbeauftragten" - so meine Kenntnis - ausnahmslos von Frauen besetzt werden.

Gleichstellung

Von Thorsten Ahrens am 06.09.2010 - 10:02Uhr
Werte Herren,

getroffene Hunde bellen. Lustig, wie sich dieses Sprichwort stets bestätigt.

Dadurch, dass Herr Stänker und andere dieselben falschen Argumente ständig wiederholen, werden diese nur nicht richtiger.

Ganz kurz zur Sache!

Bei den Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten ist der Inhalt stets die Gleichstellung von Mann und Frau. Warum Sie, meine Herren, an dieser Stelle immer herauslesen, es ginge nur um die Verbesserung der Rolle der Frau, bleibt wohl Ihr Geheimnis. Man könnte meinen, Sie pflegen da ein altes, objektiv schon lange nicht mehr existierendes Feindbild.

Darüber hinaus ist es allseits - außer bei Ihnen (natürlich) - anerkannt, dass Frauen in der BRD natürlich noch häufig benachteiligt werden. Lesen Sie sich die einschlägigen Fachveröffentlichungen doch einmal durch, denken sie dann kurz nach. Und erst dann äußern Sie sich...

Sie mögen ja im Einzelfall unter Ihrer Mutter, Ihrer Oma, Ihrer Schwester oder Ihrer Frau gelitten haben, meine Herren, dies dann wie hier zu bearbeiten, ist sicher weder sachlich geboten noch inhaltlich gerechtfertig.

Mfg.

Thorsten Ahrens

P.S.:
Ich weiß, meine Position gibt nicht die Redaktionsmeinung wieder.
Wieder einmal bin ich gespannt, ob ich die Hürde ihrer Zensur nehmen kann. ;-)


Anmerkung der Redaktion:

Aber Herr Ahrens, wie bitten lediglich um Einhaltung der deutschen Rechtschreibung, wozu die Groß-/Kleinschreibung gehört. Wie haben wieder mal für Sie korrigiert. Bitte auch beim Ersatz von "ß" mit "ss" aufpassen.

Eine Zensur findet nicht statt, das wissen Sie - wir meiden nur aus der Luft gegriffene und falsche Behauptungen sowie Unterstellungen.

Den Vorwuf einer "Zensur" können wir gut verkraften, weil er sich an uns richtet (durch solche Behauptungen hält man Vorurteile am Kochen, nannte man vor nicht allzu langer Zeit "Zersetzung"). Hätten Sie einen ähnlich substanzlosen Pauschalvorwurf gegen einen Dritten erhoben - dann wären Ihre Zeilen hier nicht zu lesen gewesen. Das ist dann aber keine Zensur, denn Zensur dient dazu, unliebsame Informationen und Meinungen zu unterdrücken.

93% sind immer noch zu wenig

Von Referatsleiter 408 am 05.09.2010 - 10:10Uhr
Die Gesellschaft ist feministisch verseucht und muss zwingend gereinigt werden. Flächendeckend haben sich an allen wichtigen Posten FeministInnen festgesetzt und lenken die Entscheidungen wider Männern/Jungs.

Das hat schon zu verheerenden Folgen geführt, die teilweise nicht mehr umkehrbar sind. Je eher die Gesellschaft erkennt, dass Feminismus ein Verbrechen ist, umso eher wird klar, dass 93% noch zu wenig sind!

Streicht alle Fördermittel oder fördert Männer/Jungs in gleicher Höhe! ... das wäre Gleichberechtigung!

Money, Money, Money!

Von Barbarossa am 05.09.2010 - 07:26Uhr
Vielen Dank, Herr Stänker, dass Sie uns mal Zahlen nennen und für diesen Artikel jenseits des (Gender) Mainstream.

Alleine für Chemnitz, Leipzig, Dresden und Umgebung wurden also bisher 646.000 € für "Gleichstellungsprojekte" verschenkt. Alleine Landesmittel! Ohne das, was die Kommunen selbst und Bund dazugeben.

Nicht nur mein Bauch sagt mir, dass wir da locker auf einen Betrag weit über einer Million liegend kommen. Nur für diese drei Städte!

Für eine Krake Nimmersatt, die weiter nichts macht, als Unsummen von Geldern zu fressen. Kein Wunder, dass bei seinen Mitessern das große Wehklagen sofort beginnt.

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  • Quelle: red | Fritz Rudolph Stänker
  • Erstellt am 30.08.2010 - 21:43Uhr | Zuletzt geändert am 30.08.2010 - 22:07Uhr
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