Illegal im grenznahen Raum

Ostsachsen, 27. Januar 2008. Auch wenn die Fakten noch nicht auf dem Tisch liegen: In der Bevölkerung wächst das Unbehagen über immer mehr illegal Einreisende, zunehmenden Autoklau und häufigere Einbrüche - nur "gefühlte Kriminalität" im grenznahen Raum? Eine Betrachtung von Fritz Stänker.

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Die abschreckende Wirkung der Grenze ist weg

"Uns hier hat doch keiner gefragt, ob die Grenze aufgemacht werden soll", so eine Frau mittleren Alters in Görlitz. Das Zeigen des Ausweises und das Risiko einer Kontrolle des Fahrzeugs hätte doch sicher viele Kriminelle abgeschreckt, meint sie. Ähnlich auch in Bad Muskau: "Wartet nur ab, wenn es wärmer wird, dann geht es erst richtig los!", ist die Meinung eines Handwerkers zur Kriminalität in der Grenzregion.

Sicher keine leichte Situation für die Verantwortlichen in den Verwaltungen, für die Bundes- und die Landespolizei. Allerdings scheint es so, als ob eine öffentliche Diskussion über die im Zusammenhang mit dem Wegfall der Grenzkontrollen zunehmenden Probleme nur schleppend in Gang kommt.

Irgendwie erinnert die Situation an die Euro-Einführung. Da wurde beispielsweise von sogenannten Euro-Info-Centres der EU die Lehrmeinung verbreitet, der Euro führe zu fallenden Preisen. Wer das Gegenteil behauptete, wurde zum ewig Gestrigen erklärt, der nichts von Währungen verstünde. Ebenso gebetsmühlenhaft wurde vor dem Schengenbeitritt der osteuropäischen Länder darauf beharrt, die Kriminalität werde nicht steigen. Mal ehrlich: Hätte jemand erwartet, sie würde fallen?

Die andere Seite ist: Die deutsch-polnische Aussöhnung auf Volkes Ebene beginnt erst jetzt. Offene Grenzen, später eine gemeinsame Währung, Zweisprachigkeit - das sind Grundlagen für ein friedliches Nebeneinander. Mag es noch Generationen dauern, einen anderen Weg gibt es nicht.

Um auf diesem Weg voran zu kommen muss die öffentliche Diskussion über illegale Einreise und Grenzkriminaliltät geführt werden. Fakten und Zahlen gehören auf den Tisch, um Klarheit zu schaffen und Maßnahmen zu beraten.

Die junge Generation macht es uns vor, wenn sie im Rahmen internationaler Jugendbegegnungen offen über Vorurteile und den Umgang damit spricht, das Thema Migration einer Bearbeitung zuführt.

Dabei kann jeder helfen. Migranten sind im geburtenarmen Deutschland willkommen. Wer darüber die Stirn runzelt sollte sich daran erinnern, dass einst viele der besten Deutschen in die Emigration getrieben wurden - in ihren Gastländern teils willkommen, teils gelitten, teils interniert oder sogar ausgeliefert.

Erinnert sei auch an jene Ostdeutschen, die vor und nach der Wende den Weg in den Westen nur allein aus Wohlstandsgründen wählten - und es noch heute als Migranten im eigenen Land tun. Wer will da einen wirklich Verfolgten oder Hungernden abweisen?

Helfen wir also allen, die in Ostsachsen ankommen - gleich aus welcher Himmelsrichtung - hier Fuß zu fassen. Historisch ist belegt: Wohin es Migranten oder Umsiedler zog, dort setzte auch der Aufschwung ein, man denke nur an die Hugenotten.

Ihr Fritz Stänker



Das Video (nicht mehr verfügbar) entstand im Kontext mehrerer internationaler Jugendbegegnungen in St. Marienthal und wurde von Herrn Christoph Ostermann aus Hannover freundlich zur Veröffentlichung freigegeben.
http://www.filmgestaltung.de
Das Szenenfoto zeigt Viktoria Dik, seit mehr als fünf Jahren - legal - in Deutschland. Zu Wort kommt auch die Görlitzer Gleichstellungsbeaufragte Kerstin Riehle.

Mehr:
Bautzen Anzeiger elfeinhalb Jahre später zur Kriminalität
St. Ursula-Schule Hannover zum Projekt St. Marienthal

Video Video

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  • Quelle: /FRS
  • Erstellt am 27.01.2008 - 22:36Uhr | Zuletzt geändert am 16.08.2019 - 14:31Uhr
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