Erfundene Freundschaft?

Berlin. Jan C. Behrends, Historiker am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, analysiert in seinem soeben erschienenen Buch "Die erfundene Freundschaft" die Ausweitung des stalinistischen Propagandastaates nach Polen und in die SBZ/DDR am Beispiel der Propaganda für die Sowjetunion.

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Die Bindung Mittel- und Osteuropas an die UdSSR

Zu den Instrumenten kommunistischer Herrschaft zählten neben Repression und Gewalt auch Erziehung und Propaganda. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die im Stalinismus ausgebildeten Herrschaftspraktiken nach Ostmitteleuropa transferiert. Vor dem Hintergrund eines historisch belasteten Verhältnisses zu Russland versuchten die Staatsparteien in Polen und in der DDR, ihre Bevölkerung für die enge Bindung an die UdSSR zu gewinnen und für die Sowjetisierung zu mobilisieren (Freundschaftspropaganda).

Der Historiker Jan C. Behrends untersucht in seinem Buch "Die erfundene Freundschaft" (Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2006) in transnationaler Perspektive die parteistaatlichen Apparate, den Herrschaftsdiskurs, die Strukturen der Öffentlichkeit und die gesellschaftliche Rezeption der Propaganda. Er analysiert insbesondere die Rede über die Sowjetunion, die "Erfindung der Freundschaft" in den vierziger Jahren, den Führerkult um Stalin und die Herrschaftskrisen der Jahre 1953 und 1956. Eine Diskussion über die Wirkungsmacht von Propaganda in der kommunistischen Diktatur schließt sich an.

Der Autor:

Dr. phil. Jan C. Behrends ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Arbeitsschwerpunkte: Moderne Geschichte Rußlands, Polens und Deutschlands, vergleichende Diktaturforschung; Modernisierungsprozesse und Zivilgesellschaft im Zarenreich, dem Deutschen Kaiserreich und den Vereinigten Staaten von Amerika im 19. Jahrhundert; Theorie der Geschichtswissenschaft.

Das Buch:

Die erfundene Freundschaft
Propaganda für die Sowjetunion in Polen und in der DDR
Zeithistorische Studien, Band 32
2006. 438 Seiten. Gebunden. 49,90 €.
ISBN 3-412-23005-7


Kommentar:

Ach ja, da schweift er wieder, der abgeklärte West-Blick über die Zustände in der DDR.

Wer Freudschaftspropaganda mit Sowjetisierung gleichsetzt, hat wohl noch nie in seinem Leben mit Sowjetbürgern Wodka getrunken. Immerhin hat Dr. Jan C. Behrends in den Neunzigern auch an der Moskauer Lomonossow-Universität studiert - als alles längst vorbei war.

Freundschaft ist doch nichts schlechtes, oder? Halten wir es mit Elton John: "The Russians love their children too . . . "

Und wer immer noch von "Kommunistischer Diktatur" in der DDR spricht sollte bedenken, dass bei einem gefälschten Wahlergebnis von vielleicht 99,8% augenscheinlich eben dennoch die absolute Mehrheit genau diese "Diktatur" gewählt hat.
Übrigens schwafelte die "Partei- und Staatsführung der DDR" vom "weiteren Ausbau der entwickelten sozialistischen Gesellschaft" als einer Vorstufe des Kommunismus, der war halt noch ein Stück weit weg.

Davon abgesehen: Die sogenannten "Freunde" waren eben doch Freunde.

"Bolschoje spasibo, gutt kamerad!" vergisst man nicht.
/TEB

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  • Quelle: /idw060718 /Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH /Dr. Paul Stoop /Kommentar: TEB
  • Erstellt am 18.07.2006 - 23:31Uhr | Zuletzt geändert am 18.07.2006 - 23:43Uhr
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