". . . und die Pest zu Görlitz"

Görlitz-Zgorzelec. „Jacob Böhme und die Pest zu Görlitz“ - das ist der komplette Titel der diesjährigen Aufführungen auf dem Görlitzer Untermarkt inmitten der historischen Altstadt, quasi am Originalschauplatz.

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Görlitzer Historienspiel um Jacob Böhme

Der philosophierende Schuhmacher Böhme ist beileibe nicht der einzige im besten Sinne des Wortes merkwürdige Sohn dieser Stadt - schon viele hat sie hervorgebracht . . . berühmte Techniker, Bürgermeister, Sportler, Fabrikanten, Honoratioren . . . Wobei zu bemerken ist, dass beispielsweise jene heutigen Görlitzer, die die Geschicke der Stadt zu lenken suchen, nicht unbedingt Görlitzer Kinder sind . . . was soll´s, frisches Blut tut gut der alten Stadt. Immerhin ist die fußballernde Gegenwarts-Berühmtheit Michael Ballack auch ein Görlitz-Geborener.

Zum Kern der Sache: Jacob Böhmes Erdentage sind dank seiner einzigartigen Werke bis heute unvergessen. Aber - wie so oft der Fall - der Prophet im eigenen Land gilt nichts. So begeben sich immer mehr Holländer, Amerikaner und Japaner auf Spurensuche nach Jacob Böhmes Leben und Werk und kommen dabei nach Görlitz.

Und wie geht Görlitz - die Stadt in der der „Schusterprophet“, der „philosophus teutonicus“ gelebt und gearbeitet hat, in der er auch letztendlich gestorben ist und dessen letzte Ruhestätte auf dem Nikolaifriedhof zu finden ist - mit dem Dauerbrenner Böhme um? Mit Theater!

Das Theater Görlitz wird sich in der diesjährigen Uraufführung der großen Historienspielproduktion „Jacob Böhme und die Pest zu Görlitz“ (Premiere: 29. Juni 2007) einem der wohl berühmtesten Denker der deutschen Geistesgeschichte widmen und sich zugleich mit spannenden und bisher offenen Fragen auseinandersetzen.

Sicherlich ist dieses Vorhaben, mit dem Autor, Regisseur und Bühnenbildner Herrmann Rueth vom Theater Görlitz beauftragt wurde, kein leichtes. Allein Böhmes Texte verlangen seinem Leser einige Mühe ab. Denn obwohl Böhme über universelle, immergültige Wahrheiten schrieb und ein authentischer Zeuge für diese Wahrheiten ist, handelt es sich um Erfahrungen, die sich niemals genau in Worte fassen lassen und selbst erlebt werden müssen. Ist dann die Gedanken- und Erfahrungswelt Jacob Böhmes als Theaterstück überhaupt realisierbar?

Die Konzeption zu Herrmann Rueths Historienspiel beleuchtet Jacob Böhmes Person aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Der wichtigste Aspekt, über den Jacob Böhmes Denken und Handel am besten reflektiert werden kann, ist seine Zeit, das ihn umgebende soziale, politische und kirchliche Umfeld. So sind der Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges und die Pest für Böhme die wohl prägendsten Ereignisse - und somit auch große Themen innerhalb des neuen Historienspiels.

Doch die damit verbundenen Erlebnisse allein erklären nicht Jacob Böhmes Weg vom einfachen Schuster zum Mystiker. Woran „litt“ Jacob Böhme? War er erleuchtet oder geisteskrank? Waren soziale Phobie und Gegner wie der Primarius der Peterskirche, Gregor Richter, ausschlaggebend für Böhmes Weltflucht? Der „Fall“ Jacob Böhme wird zu einer wahren Zerreißprobe zwischen der weltlichen und der kirchlichen Macht. Und seine Familie? Die plötzliche „Berufung“ Böhmes gerät zu einer überaus starken Bewährungsprobe zwischen ihm und seiner Frau Catharina.

Eine Fülle von historischen Dokumenten und Materialien - besonders die Bestände zu Jacob Böhme in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften in Görlitz - haben Herrmann Rueth, von Haus aus Magister der Philosophie, zu einer neuen und überaus spannenden Lesart Jacob Böhmes inspiriert.

Und zu dem findet dieses Historienspiel nicht an irgendeinem Ort statt, sondern genau auf dem Platz, an dem Jacob Böhme vor über 400 Jahren seine Schusterbank hatte und auf dem er sich öffentlich für sein Werk rechtfertigen musste.
Fast 300 Mitwirkende, darunter 200 Laienmitspieler aus der Görlitzer Bevölkerung, Mitwirkende werden das Leben und Wirken Jacob Böhmes und seine Zeit auf dem Untermarkt zu Görlitz auferstehen lassen.

Als besondere Würdigung des außergewöhnlichen Engagements der vielen Bürgerinnen und Bürger aus Görlitz und Umgebung und des Fördervereins „Görlitzer Historienspiele e. V.“ hat Oberbürgermeister Joachim Paulick in diesem Jahr die Schirmherrschaft für das Görlitzer Historienspiel „Jacob Böhme und die Pest zu Görlitz“ übernommen.

Kurzbiografien der Hauptdarsteller des Historienspiels:


Richard Aigner („Jacob Böhme“)
Was wird aus einem Menschen, der sich nach einem Beruf sehnt, in dem er seine Liebe zur Literatur, Musik, Kunst, Sport mit anderen Menschen teilen möchte? Ganz klar: Ein Schauspieler!
Also studierte der gebürtige Augsburger Schauspiel an der Staatlichen Musikhochschule des Saarlandes in Saarbrücken. Zahlreiche Theaterengagements führten von Saarbrücken an das Landestheater Detmold, das Wolfgang-Borchert-Theater Münster, das Pfalztheater Kaiserslautern sowie nach München, Memmingen, Coburg, Zürich und Bozen.
Bei den Salzburger Festspielen war er von 1990-1994 im „Jedermann“ an der Seite von Helmut Lohner zu erleben.
Sein Repertoire ist breit gefächert. Er war sowohl der ‚Yvan’ in dem Kultstück „Kunst“, ‚Leonce’ in „Leonce und Lena“ als auch ‚Hovstad’ in Ibsens „Ein Volksfeind“. Am Theater Neu-Ulm spielte er vor kurzem in „Hamlet4you“, einer modernen Adaption des Shakespeare-Dramas „Hamlet“.
Richard Aigner wird in der Titelrolle zu erleben sein. Er spielt den empfindsamen und weltentrückten „Philosophus teutonicus“.

Susanne Rögner („Catharina Böhme“)
Geprägt durch ihr musikalisches Elternhaus, die Mutter war Sängerin, der Vater Dirigent, nahm Susanne Rögner 1991 ein Gesangsstudium an der Musikhochschule in Leipzig auf, entdeckte jedoch bald ihre Liebe zum Schauspiel, so dass sie 1992 innerhalb der Musikhochschule das Studienfach wechselte, Schauspiel studierte und 1996 mit dem Schauspieldiplom abschloss. Während ihrer Studienzeit war sie Mitglied des Schauspielstudios am Theater Chemnitz, in dem sie ihre ersten Bühnenerfahrungen sammelte. Nach ihrem Studienabschluss 1996 ging sie ins Festengagement an das Theater Zwickau. Von 1999- 2004 hat sie viel freischaffend gearbeitet und war u. a. am Maxim Gorki Theater in „Berlin Alexanderplatz“ zu sehen. In Engagements am Staatstheater Schwerin, als auch am Schauspiel Leipzig konnte sie ihre Vielseitigkeit nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Sängerin unter Beweis stellen. So sang sie u. a. im Rahmen des Spektakels „Helden 06“ im viel beachteten Liederprogramm „Das Wandern ist Herrn Müllers Lust“. Seit diesem Frühjahr ist Susanne Rögner im Societätstheater Dresden in „Draußen vor der Tür“ zu erleben.
Susanne Rögner spielt an der Seite von Richard Aigner Jacob Böhmes couragierte und bodenständige Ehefrau „Catharina“.

Jasmin Mattei („Rosine“)
Die in Zürich geborene und in der italienischen Schweiz aufgewachsene Jasmin Mattei absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Während ihrer Studienzeit gewann sie zweimal das Schweizer Migros-Stipendium für begabte Nachwuchskünstler. Während ihres ersten Festengagements am Badischen Staatstheater Karlsruhe lernte sie bei ihren gemeinsamen Arbeiten zu „Die Räuber“ und „Amphitryon“ Johanna Schall kennen, unter deren Regie sie in weiteren Produktionen wie „Romeo und Julia“, „Die Geschichte des Kommunismus nacherzählt für Geisteskranke“ und „Swinging St. Pauli“ viel Beachtung fand. So war sie u. a. während ihres Engagements am Volkstheater Rostock ein umjubeltes „Käthchen“ in Johanna Schalls Inszenierung „Käthchen von Heilbronn“. Im Herbst 2005 ging Jasmin Mattei ans Théatre de Carouge in Genf und wendet sich nun zunehmend der Arbeit für Fernsehen und Film in Italien und der Schweiz zu.
Jasmin Mattei ist als „Rosine“ im Historienspiel zu sehen. Sie ist Catharina Böhmes schwärmerische und freiheitsliebende Schwester und zugleich – als unverheiratete Frau – Jacob Böhmes Mündel.

Fred Strittmatter („Gregor Richter“)
In Zug in der Schweiz geboren und aufgewachsen, lebt und arbeitet Fred Strittmatter seit 32 Jahren in Deutschland. Nach der Schauspielschule in Zürich ging er in sein erstes Engagement 1974 nach Bruchsal. Darauf folgten „Wanderjahre“ von Hof, über Feuchtwangen, Detmold, Coburg, Marburg bis zum Landestheater Schwaben in Memmingen. Nach zehn Jahren Ensemblemitgliedschaft verließ er 2001 Memmingen, um frei zu arbeiten. Sein großes Repertoire umfasst viele Klassiker. In den fast 200 Stücken, in denen Fred Strittmatter auf der Bühne stand, spielte er u. a. ‚Jago’ in „Othello“, ‚Graf Almaviva’ in „Der tollste Tag“, ‚Gerichtsrat Walter’ in „Der zerbrochene Krug“ und ‚Claudius’ in „Hamlet“. Als ‚Jason’ in „Medea“ erhielt er 2003 den 1. Preis beim Bosborean Agones Festival in Kertsch/ Krim.
Bei den Görlitzer Historienspielen ist er seit der „Geburtsstunde“ mit dabei. Er war 2003/2004 der alte ‚Johannes Hass’ in der Uraufführung „Der Verräterischen Rotte Tor“ und ‚Urban Emmerich’ 2005/2006 in „Die Pulververschwörung und das Heilige Grab zu Görlitz“.
Für den Quotenhit „Schöni Uussichte“, eine Sitcom des Schweizer Fernsehens (SF 1), stand er in den vergangenen zwei Jahren als grantelnder Schweizer auf Mallorca in der Rolle des ‚Hugo Traber’ vor der Kamera.
Fred Strittmatter verkörpert in der Rolle des „Gregor Richter“ die geistliche und somit moralische Instanz der Stadt Görlitz. Er ist Jacob Böhmes Antipode, sein Erzfeind.


Aufführungen:

Uraufführung am Freitag, 29. Juni 2007, 20:30 Uhr

weitere Vorstellungen auf dem Untermarkt in Görlitz:
Sa., 30. Juni 2007, 20:30 Uhr
So., 1. Juli 2007, 20:30 Uhr
Do., 5. Juli 2007, 20:30 Uhr
Fr., 6. Juli 2007, 20:30 Uhr
Sa., 7. Juli 2007, 20:30 Uhr
So., 8. Juli 2007, 20:30 Uhr
Do., 12. Juli 2007, 20:30 Uhr
Fr., 13. Juli 2007, 20:30 Uhr
Sa., 14. Juli 2007, 20:30 Uhr
So., 15. Juli 2007, 20:30 Uhr
Do., 19. Juli 2007, 20:30 Uhr
Fr., 20. Juli 2007, 20:30 Uhr
Sa., 21. Juli 2007, 20:30 Uhr
So., 22. Juli 2007, 20:30 Uhr

Vorverkauf

Theaterkasse
Görlitz, Demianiplatz 2
Di. bis Fr.: 10:00 Uhr bis 12:30 Uhr und 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Sa.: 10:00 Uhr bis 12:30 Uhr
Kartentelefon: 03581 - 47 47 47
http://www.theater-goerlitz.de

Touristbüro i-vent
Görlitz, Obermarkt 33 / Ecke Brüderstraße
Mo. bis Fr.: 9:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Sa.: 9:30 Uhr bis 17:00 Uhr
So.: 9:30 Uhr bis 15:00 Uhr
Tel.: 03581 - 42 13 62
Fax: 03581- 42 13 65
E-Mail: info(at)i-vent-online.de

SZ-Treffpunkt Görlitz
Görlitz, CityCenter Frauentor, An der Frauenkirche 12
Mo. bis Fr.: 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Tel.: 03581 - 47 10 52 70
Fax: 03581 - 47 10 52 77
E-Mail: tp.goerlitz(at)dd-v.de

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  • Quelle: /FRS
  • Erstellt am 07.06.2007 - 18:42Uhr | Zuletzt geändert am 07.06.2007 - 19:05Uhr
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