Görlitz erwirbt Notenhandschrift
Görlitz, 4. Juli 2019. Längst haben Bibliotheken den alleinigen Eindruck des wohlgeordneten Bücherspeichers und sich zu modernen Mediendienstleistern entwickelt. In Görlitz nimmt die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften eine besondere Rolle ein: Hier dokumentieren rund 140.000 Bände die Geschichte, Kultur, Kunst, Natur, Wirtschaft und Gesellschaft der Region zwischen Dresden und Breslau (Wrocław).
Abbildung: Titelblatt der Notenhandschrift Nicolai
Kompositionen für den Wohltäter
Zu den Aufgaben der städtischen Bibliothek, die Teil der Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur ist, gehört es, Schriften von Görlitzer Personen und mit wissenschaftlichem Wert zu sammeln. So ist es erst kürzlich gelungen, aus Privatbesitz eine Notenhandschrift aus dem 18. Jahrhundert erwerben.
Es handelt sich dabei um Kompositionen des kurfürstlich-sächsischen Hoforganisten David Traugott Nicolai, der seit 1764 Organist an der heutigen Pfarrkirche St. Peter und Paul (Peterskirche) in Görlitz war und zu den größten Orgelvirtuosen seiner Zeit zählte.
Geboren wurde er am 24. August 1733 in Görlitz als Sohn David Nicolais, einem Schüler Johann Sebastian Bachs, der bereits seit 1730 die Organistenstelle in Görlitz innehatte. Sehr früh erhielt er durch seinen Vater eine intensive musikalische Ausbildung und bereits im Alter von neun Jahren rief sein Spiel auf der Görlitzer Sonnenorgel große Bewunderung hervor. Nach einem Studium in Leipzig von 1753 bis 1755 kehrte er bald nach Görlitz zurück, um sich ganz dem Orgelspiel zu widmen. Nebenbei erlangte er umfangreiche Kenntnisse im Orgelbau und wurde auch auf diesem Gebiet ein gefragter Fachmann. 1755 erhielt er durch den sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. die Ernennung zum Hoforganisten. Dies mag auch der Anlass zur Komposition der in der Handschrift vereinigten vier Fugen und einer Sonate sein, die er ausdrücklich seinem Wohltäter widmete. Als der Vater 1764 starb, folgte sein Sohn David Traugott Nicolai im Amte des Organisten an der Görlitzer Hauptkirche nach.
Am 20. Dezember 1799 verstarb er schließlich in seiner Vaterstadt als geschätzter und verehrter Musiker. Der Neuerwerb für die Bibliothek gewinnt noch an Wert, da zwei weitere Besitzer des Manuskriptes vermerkt sind: Zum einen gehörten dem aus Neugersdorf stammenden Dresdener Hoforganisten Johann Schneider, der von 1789 bis 1864 lebte, die Notenblätter. Schneider war seit 1812 Nachfolger im Amt David Traugott Nicolais in Görlitz und mag so in den Besitz der Handschrift gekommen sein. 1825 wechselte er nach Dresden. Der zweite Besitzernachweis stammt von dem Komponisten und Musikpädagogen Gustav Merkel, der 1827 in Oberoderwitz geboren wurde und in Dresden als Organist an der Kreuzkirche und sowie an der Katholischen Hofkirche wirkte; er starb 1885.
Mit dem Ankauf erfährt die Musikaliensammlung der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften nicht nur eine Bereicherung, sondern auch ein wertvolles Stück zur Musikgeschichte der Stadt Görlitz ist wieder zurückgekehrt.
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- Quelle: red | Foto: Görlitzer Sammlungen
- Erstellt am 04.07.2019 - 08:31Uhr | Zuletzt geändert am 04.07.2019 - 08:54Uhr
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