Altstadtfest Görlitz startet mit Besucheransturm

Görlitz. Als wenn sich der Erlebnishunger des bislang verregneten Sommers mit einem Schlag in einer schwülen Sommernacht entlädt, ist das 17. Altstadtfest Görlitz am Abend des 26. August 2011 gestartet. So viele höchst private Kleinunternehmer, die bereit sind, ihre Münzen gegen Bier, Gebrutzeltes oder wohlfeile Waren zu tauschen, hat die Via Regia wohl selten auf einen Schlag erlebt. Besonders im Abschnitt auf der Neißstraße hieß es immer wieder stop-and-go. Für die Kinder und Jugend waren eher die Fahrgeschäfte auf dem ebenfalls gut besuchten Marienplatz interessant.

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Ohne Pin geht es nicht, meint Fritz R. Stänker - oder gibt es Alternativen?

Thema: Altstadtfest Görlitz

Altstadtfest Görlitz

Das Altstadtfest Görlitz ist ein kultureller Höhepunkt in der Neißestadt und zieht jährlich deutlich mehr als 100.000 Besucher an. Auf der polnischen Seite findet in der Neißevorstadt zeitgleich das Jakob-Altstadtfest statt.

Dank der Vielzahl der Anbieter hielten sich Wartezeiten an den Ständen in Grenzen, für viele war allerdings mehr Gucken als Kaufen angesagt. Nicht mal geguckt wurde nach dem Altstadt-Pin, jedenfalls waren an allen besuchten Ständen die Personen nur hinter dem Tresen und guckten etwas hilflos - wenig einladend. Entsprechend war kein Besucher mit der relativ teuren Anstecknadel zu entdecken, sicherlich werden offizielle Verkaufszahlen noch veröffentlicht werden.

Ohne Pin geht es nicht, dass weiß jeder, der mit seiner EC-Karte Geld abheben möchte. Auch wenn es hierbei um die "Persönliche Identifikations-Nummer" geht: Ohne Pin funktioniert auch das Altstadtfest nicht - hier als der englische Ausdruck für Anstecknadel gemeint. Für stolze fünf bzw. ermäßigte vier Euro sollte die Anstecknadel "ein Gradmesser für die kulturelle Identifikation der Görlitzer mit ihrer Stadt" (Kulturbürgermeister Dr. Michael Wieler im Wochenkurier vom 24. August 2011) sein. Nun kann man diskutieren, ob ein Stadtfest als Gradmesser für Kultur geeignet ist, Fakt ist: Die Dinger kommen offenbar unzureichend an die Männer- oder Frauenbrust. Oder haben die Görlitzer Kulturservanten wegen besonders hoher Identifikation alle selbst aufgekauft?

Wie dem auch sei, ein bissel verkäuferisches Engagement der Pin-Händler würde dem Absatz gut tun. Nicht hinter dem Tresen, sondern vorm Tresen stehen, auch mal - ohne aufdringlich zu werden - ansprechen: "Leute, kooft den Altstadt-Pin, da ist die ganze Party drin!"

Und fürs kommende Jahr sollte das Pin-Konzept überdacht werden. Wenn Dr. Wieler verkündet, dass von den Einnahmen eh nicht viel übrig bleibt, dann muss man eine Variante mit besserem Preis-Leistungs-Verhältnis finden. Wenn die Görlitzer Kulturservicegesellschaft GmbH den Pin verkauft, gehen schon mal rund 78 Cent als Umsatzsteuer am den Fiskus (gegenzurechnen mit der Vorsteuer für die Beschaffung). Über Einkaufs- und Vertriebskosten könnte man hier nur spekulieren. Warum nicht wie andere Städte eine gedruckte Karte - auch als Sammlerobjekt - verkaufen? Verbunden mit einer Verlosung, für die sich sicher Sponsoren finden? Vermutlich wäre der Ertrag bei 2,50 Euro Verkaufspreis der gleiche wie bei der doppelt so teuren Edelvariante. Aber die Leute hätten - dank Gewinnchance - ein Motiv, den Obolus zu zahlen. Liebe Kulturverwalter, Phantasie hat keine Grenzen - die Eintrittkarte als Rabattcoupon, als Görlitz-Pass...

Das Motiv, seine Kulturfreudigkeit zur Schau zu stellen, funktioniert jedoch nicht, weil es bestimmt die Mehrheit ist, die den Pin eben nicht erwirbt - im Gegenteil: Die meisten Bürger gehen davon aus, dass auf dem Fest sehr viel Geld verdient wird und können nicht verstehen, dass Organisation, Bühnen und Akteure auch Kosten verursachen.

Leider ist es noch nie gelungen, Kunden so zu schulen, dass sie etwas kaufen, von dem sie meinen, sie bräuchten es nicht,

weiß Ihr Fritz R. Stänker

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Kommentare Lesermeinungen (1)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Nur mal so

Von Walter Lange am 01.09.2011 - 09:53Uhr
Also ich habe das Gefühl, Görlitz "Kann" ist ein sehr guter Anfang. Verfolge ständig die kulturelle Entwicklung der letzten Jahre. Es freut mich das Görlitz erwacht ist. Nur sollte es nicht nur auf (wenn auch sehr schönes) Altstadtfest begrenzt bleiben.

Die Altstadt mit ihrer Historie ist nicht allein Görlitz. War voriges Jahr zum Beispiel mal nach Jahren wieder auf der Landeskrone. Da hat sich ja im Umfeld überhaupt nichts getan, mal abgesehen von dem Landskronexpress, der in einer abenteuerlichen Fahrt die Gäste nach oben befördert. Oben angekommen da sieht es "gruselig" aus. Hier müsste das Grünflächenamt mal aktiv werden. Nur mal so, wie gesagt.

Mit freundlichem Gruß

Walter Lange
Leipzig

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  • Quelle: Fritz Rudolp Stänker | Fotos: BeierMedia.de
  • Erstellt am 27.08.2011 - 10:06Uhr | Zuletzt geändert am 29.08.2011 - 09:01Uhr
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