Die neuen Mitläufer

Görlitz | Dresden, 3. Dezember 2014. Von Thomas Beier. Offenbar steht der Untergang des Abendlandes unmittelbar bevor, zumindest, wenn man einer Bewegung ("die Bewegung" ist in Deutschland ein Wort, das uns zu näherem Hinsehen veranlassen sollte) glaubt, die sich "PEGIDA" nennt. Das Kürzel steht für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Immerhin gelingt es unter dieser Flagge, allmontaglich ein paar tausend Leute in Dresden zum Mitlaufen auf die Straße zu bringen.

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Wer ist denn hier das Volk?

"Spaziergänge" nennen sich diese Veranstaltungen, die neuerdings durch "Schweigen" und "Zustimmung" ebenso charakterisiert sind wie durch misstrauische Selbstdisziplinierung. "Freunde, achtet auf Leute, die Euch fremd erscheinen, achtet auf Euren Nachbarn im Demonstrationszug! Jeder ist heute ein Ordner", tönte es zur Spaziergangsansprache am 25. Oktober 2014. Wer da nicht an "Die Reihen fest geschlossen" denkt, hat aus der Geschichte nichts kapiert.

Die PEGIDA-Demonstrationen und die tumben Begleitdiskussionen in den sozialen Netzwerken richten sich - sofern sie sich nicht auf das Weiterteilen von Sprüchen oder Zeitungsausrissen und Videos mit der Anmerkung "ohne Kommentar" beschränken - gegen Muslime, gegen die Politik und gegen die Medien. Als Schimpfwort für Andersdenkende hat sich "Gutmensch" eingebürgert.

Das kann man so lange skandieren "Wir sind das Volk!" wie man will: So lange man ausgrenzt, kann man nur ein Teil des Volkes sein. Warum muss ich gerade jetzt an einen Spruch an der Berliner Mauer denken? Das hatte Ende 1989 jemand rangeschrieben "Wir sind ein Volk!" und ein anderer hatte vor "Volk" ergänzt: "blödes".

Das wär schon blöd, wenn aus Veränderungsangst heraus, aus dem Wunsch, eine bestimmte "Kultur" zu erhalten, der Naziideologie der Weg bereitet würde. Genau so schleichend begann es um 1933, nur waren es damals nicht die Muslime, sondern die Juden ("Die Juden sind unser Unglück!"), nicht die Politiker und die Medien, sondern die "Systemzeit" der Weimarer Republik mit ihrer "Systempresse". Heute allerdings kann sich niemand mehr darauf berufen, von Demagogen in die Irre geleitet worden und so zum "Mitläufer" geworden zu sein.

Warum gerade Dresden zum Zentrum der PEGIDA-Bewegung wurde, mag viele Ursachen haben. Ist hier, wo einst das "Tal der Ahnungslosen" begann, wo am Ostende Sachsens die Prägung der Menschen durch die DDR-Diktatur vielleicht am intensivsten weitervererbt wird, die Angst vor dem Fremden besonders groß und in ihrer schlichten Entäußerung zugleich einigendes Element? Werden hier immer noch simple Vorschriften einem Rechtsstaat, der Ansprüche prüft und dann entscheidet, der Rechtsmittel zulässt, vorgezogen? Will man hier Asylbewerber selektieren in "integrationswillige wirkliche Flüchtlinge" und jene, die einfach nur annehmbare Lebensverhältnisse suchen? Ausgrenzen ist immer einfacher als Integration. Doch auf Dauer gibt es keinen anderen als diesen schwierigeren Weg.

Öffentlich distanziert sich PEGIDA vom Rechtsextremismus. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.

Mach Dich selber schlau und schweige nicht!
01.12.2014: Michael Bittner "Die besorgten Bürger"
02.12.2014: ZEIT ONLINE "Wer ist hier das Volk?"

Kommentare Lesermeinungen (4)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Zur Frage des Dialogs mit PEGIDA

Von Luna Sol am 12.12.2014 - 18:13Uhr
In den letzten Tagen mehren sich Stimmen und Angebote verschiedenster Akteur_innen, man müsse doch mit PEGIDA und deren Anhänger_innen in einen Dialog treten. Auch an uns als Bündnis Dresden Nazifrei ist dabei die Frage gestellt worden, unter welchen Bedingungen wir so einen Dialog für möglich halten würden. Zu dieser Frage wollen wir hiermit Position beziehen.

Dabei stellen sich für uns einige Fragen, deren Beantwortung uns letztendlich zu unserer Position führen wird.

1. Ist Dialogbereitschaft allgemein nicht Bestandteil des demokratischen Miteinanders?

Hierzu haben wir uns immer klar positioniert: im demokratischen Diskurs muss es bei allen widerstrebenden Meinungen stets möglich sein, miteinander ins Gespräch zu kommen. Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder das Gespräch mit Akteur_innen in dieser Stadt gesucht, die in ihrer politischen Zielsetzung nicht mit unseren Positionen Übereinstimmung herstellen konnten. So gab es jedes Jahr Gespräche mit der AG 13. Februar und auch ein – bis heute nicht angenommenes und durchgeführtes - Gesprächsangebot an die Oberbürgermeisterin. Diskursbereitschaft haben wir also bewiesen. Wenn es also einen Dialog geben soll, dann sprechen wir uns dafür aus, dass alle Akteur_innen dieser Stadt, die sich gegen den Rassismus und die Gewalt von PEGIDA engagieren, von der Oberbürgermeisterin an einen Tisch eingeladen werden und man öffentlich und unter Einbeziehung aller Menschen in dieser Stadt, im Besonderen auch der Asylsuchenden selbst, darüber spricht, wie man die Situation in der Stadt besser zu Gunsten einer Willkommenskultur verändern kann, was konkret für Flüchtende, die nach Dresden kommen, getan werden kann und wie man diffusen, unbegründeten Ängsten der Bewohner_innen Dresdens besser begegnen kann.

2. Mit wem sollten wir also einen Dialog führen?

Verschiedene Akteur_innen rufen nun also dazu auf, sich mit den Organisator_innen und/oder Anhänger_innen von PEGIDA in einen Dialog zu begeben.

Wir wundern uns sehr über die Vorstöße zu einem Dialog, egal aus welcher politischen oder gesellschaftlichen Richtung sie zur Zeit kommen mögen. Noch vor wenigen Tagen bezeichnete selbst die Bundesregierung PEGIDA als "widerlich" (Justizminister Maas, SPD) oder "unverschämt" Innenminister de Maiziere, CDU). Der sächsische Ministerpräsident Tillich, CDU, rief zur Teilnahme am Sternlauf von "Dresden für alle" auf. Nun soll,auch nach seinen Worten, eben jene Gruppierung auf einmal akzeptabler Dialogpartner sein? Und der MDR geht sogar soweit und hat für den kommenden Montag, 15.12.2014, den sächsischen Innenminister Ulbig, CDU, und PEGIDA-Kopf Lutz Bachmann zu seiner Sendung "Fakt ist..." eingeladen.

Um hier Klarheit herzustellen: Hinter PEGIDA stehen genau die Menschen, die am 08.12.2014 Pyroerzeugnisse in eine Menge von 11.000 friedlichen Gegendemonstrant_innen warfen, die am 06.12.2014 Mitglieder des Dresdner Rugbyteams krankenhausreif schlugen, die den Sprecher der Studierendenschaften Eric Hattke "an seinen Eiern an einen Fahnenmasten knüpfen" wollen und ihm und seiner Familie Morddrohungen schicken, die Steckbriefe über unseren Sprecher Silvio Lang veröffentlichen und ihn als Verräter bezeichnen, die "Claudia Fatima Roth" standrechtlich erschießen lassen wollen (Lutz Bachmann auf facebook) und auch sonst durch Gewaltandrohungen und Ausübungen immer wieder auffällig sind. Sich mit Bachmann und Co an einen Tisch zu setzen (oder in ein Fernsehstudio zu stellen) bedeutet, diese Form der Auseinandersetzung im politischen Diskurs als legitim anzuerkennen. Dies ist mit dem Bündnis Dresden Nazifrei und seinen Zielen nicht und niemals vereinbar!

Einige, die jetzt den Dialog suchen, winden sich mit der Formel heraus, man könne zwar nicht mit den Organisator_innen von PEGIDA in Dialog treten, wohl aber mit den sogenannten Mitläufer_innen. NPD-Kader, Hooligans, Nazis, rechte Wutbürger_innen – sind das die besseren Gesprächspartner_innen?

Wir wissen, dass PEGIDA keine homogene Gruppe ist. Wir haben auch immer betont, dass nicht auf alle Teilnehmer_innen der PEGIDA-Aktionen die Kategorie Nazi anzuwenden ist. Wir differenzieren sehr wohl zwischen dem Orga-Team selbst, den tatsächlichen Nazis, Hools und Rechts-Rockern und den mitlaufenden rechten Wutbürger_innen. Für die ersten beiden Gruppen gilt aus unserer Sicht: es gibt nichts zu besprechen, zu verhandeln, zu diskutieren. Ihr seid Rassist_innen durch und durch, das habt ihr mehrfach bewiesen. Und ihr verbreitet bewusst Lügen um Angst zu schüren und Hass zu sähen. Ihr artikuliert euch gewaltsam gegen alle, die nicht in euer Weltbild passen. Mit euch gibt es keinen Dialog, für euch haben wir nur Widerstand!

Was die sogenannten "besorgen Bürger_innen" angeht, von denen immer wieder die Rede ist, kann ein Dialog, der versucht aufzuklären, Relationen zu Recht zu rücken, Unwahrheiten richtig zu stellen und Vorurteile abzubauen nicht in einem großen, öffentlichen Rahmen stattfinden, sondern er muss im Kleinen, im Alltäglichen geführt werden. Dort wo wir auf diese Menschen treffen: auf Arbeit, im Verein, in der Schule, an der Käsetheke oder auf der Parkbank. Hier ist unsere Gesellschaft als Ganzes gefragt in den Dialog zu gehen, wenn diese Themen und Meinungen aufkommen. Dabei geht es nicht darum, Zugeständnisse an rassistische Thesen zu machen – denn wer bis heute nicht verstanden hat, welche Ideologie man mit der Teilnahme an PEGIDA-Aktionen unterstützt, dem können wir dem Vorwurf, ein_e Rassist_in zu sein, nicht ersparen. Sondern es muss darum gehen, aufzuklären. Ein Bündnis wie unseres ist dafür aber weder der richtige Akteur, noch der geeignete Träger für so eine Diskussion. Diese Akteur_innen gibt es jedoch, das Kulturbüro zum Beispiel, das NDC, Bürger.Courage und viele mehr. Genau an deren Ideen, Programmen und Unterstützung wurde jedoch in den letzten Jahren nur zu gerne gekürzt und gespart – auch davon ist PEGIDA ein Ergebnis.

3. Mit welcher Begründung also sollte man sich mit PEGIDA an einen Tisch setzen?

Weil an ihren Demonstrationen angeblich so viele Menschen teilnehmen? Betrachten wir auch hier die Relationen: in Dresden leben 530.000 Menschen. Selbst wenn man unterstellte, dass alle PEGIDA-Teilnehmer_innen hier wohnten, wären 10.000 Teilnehmer_innen gerade ein mal 1,9% der Bevölkerung. Zum Vergleich: am 01. Mai demonstrierten in Berlin 25.000 Menschen – wo war der Dialog mit linken Gruppen danach? Am 11.02.2012 demonstrierten 120.000 Menschen deutschlandweit gegen Acta – Dialog im Anschluss? Fehlanzeige. Selbst mit den 50.000 Menschen in Heiligendamm 2008 oder den 500.000 Menschen auf den Anti-Kriegsdemos anlässlich des Irakkrieges 2003 wollte im Nachgang kein_e politisch Verantwortliche_r an einem runden Tisch Platz nehmen. Warum also mit PEGIDA? Diese Auflistung zeigt: Das Argument der Masse zieht nicht, weil es scheinheilig ist! Denn 10.000 Teilnehmer_innen bei PEGIDA stehen 44.000 Menschen mit Migrationshintergrund in Dresden gegenüber, davon 25.000 Menschen ohne deutschen Pass (laut dresden.de). Dies sind die Menschen, auf deren Rücken PEGIDA Hass ausschüttet und seine Forderungen durchzusetzen versucht. Und zu ihnen muss der Dialog gesucht werden, nicht zu den Rassist_innen!

Wir wissen, dass viele Organisationen, auch jene, die mit uns zusammen bislang gegen PEGIDA aktiv waren oder gar selbst Teil unseres Bündnisses sind, vor dem Problem stehen, dass auch ihre Mitglieder teilweise bei PEGIDA mitlaufen. Seien es die Kirchgemeinden, Gewerkschaften, Parteien oder der hiesige Fussballverein. Wir verstehen, dass es die Idee gibt, diese Mitglieder wieder "zurück zu holen" auf einen besseren Weg. Aus unserer Sicht zeigt dieses Phänomen aber nur das auf, was vor allem seitens antirassistischer und antifaschistischer Akteur_innen seit Jahren immer wieder betont wurde, aber nur selten gehört werden wollte: Rassismus ist kein Randproblem in unserer Gesellschaft, sondern mitten unter uns! Wir wissen, dass mehr als jede_r Fünfte in Deutschland rassistischen Thesen zustimmt – und PEGIDA bringt das nun auf die Straße. Die Reaktion kann aber nicht sein, dies als gesetzt hinzunehmen. Vielmehr müssten die betroffenen Organisationen aus unserer Sicht klar machen: entweder Kirchenmitglied oder PEGIDA, entweder Gewerkschafter_innen oder PEGIDA, entweder Parteimitglied oder PEGIDA – kurz: entweder engagierter Teil einer demokratischen Gesellschaft oder Rassist_in!

Vor allem aber darf man die von PEGIDA angewandte Form der Auseinandersetzung nicht durch das gemeinsame Setzen an einen Tisch auch noch legitimieren – schon gar nicht darf man das Orga-Team um Bachmann damit adeln. Egal wie viele Menschen bei PEGIDA mitlaufen, es bleiben Vertreter_innen einer rassistischen Ideologie, die auch mit Mitteln der Gewalt ihre Positionen durchzusetzen versuchen. Solange dies der Fall ist, verbittet sich für uns jede Form des Dialoges und jede_r, der sich in solch einen Dialog begibt, verliert aus unserer Sicht die Anerkennung, Gesprächspartner_in unseres Bündnisses zu sein.

4. Was könnte Ziel eines Dialogs mit PEGIDA sein?

Für den Ausgang eines Dialoges sind letztlich drei Varianten dankbar: man stellt fest, dass es keine Einigung gibt. In diesem Fall wären wir in der Auseinandersetzung mit PEGIDA am selben Punkt, wie jetzt auch – ein Gespräch wäre also kein Fortschritt. Eine Seite kann sich mit ihren Positionen durchsetzen und die andere überzeugen – wir aber werden sicher keinen rassistischen Positionen zuzustimmen und PEGIDA hat in keiner Weise bislang erkennen lassen, dass sie von ihren Forderungen abrücken werden. Es bliebe Variante drei: ein Kompromiss. Aber wie sollte ein Kompromiss mit PEGIDA aussehen? Ihr verzichtet auf Gewalt, dafür tolerieren wir euren Rassismus? Ihr schmeißt alle Nazis von eurer Demo und wir akzeptieren eure Abwertung anderer Menschen? Alle Forderungen von PEGIDA sind hahnebüchen und absurd, weil sie entweder längst (von uns kritisierte) Realität sind – wie zum Beispiel, dass das hiesige Asylrecht bereits jetzt schon für sog. Wirtschaftsflüchtlinge nicht greift und selbst zahlreichen politisch Verfolgten in Deutschland kein Asyl gewährt – oder vollkommen abwegig, wie der verlangte Schutz einer angeblichen christlich-jüdischen Abendlandkultur.

Für uns steht deshalb fest, dass Rassismus kein Podium geboten werden darf. Deshalb können wir uns keinen Dialog mit den Organisator_innen oder Anhänger_innen der PEGIDA vorstellen, auch nicht mit Vertretern des rechtsradikalen und des Hooligan-Spektrums, die Böller auf friedliche Demonstranten werfen und online Morddrohungen und Hetze verbreiten. Kurz gesagt, wenn Menschen ernsthaft in Dialog über Rassismus und seine Folgen treten wollen, dann muss das außerhalb des Kontextes PEGIDA geschehen, außerhalb der großen Bühnen und in erster Linie mit den von Rassismus Betroffenen.

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Immer wieder montags:

Während bei PEGIDA der Untergang des Abendlands herbei gefürchtet wird, setzen wir ein buntes und lautes Signal für eine weltoffene Gesellschaft. Wir bilden in dieser Stadt das engagierte, fröhliche Gegengewicht und stemmen uns gegen die Welle rassistischer Mobilmachung der letzten Wochen. Unter dem Slogan "BUNT.WELTOFFEN.LAUT" sind am vergangenen Montag bereits unglaublich viel mehr Menschen durch die Stadt gezogen, als wir es in unseren kühnsten Träumen erwartet hätten. Das hat uns neuen Mut gegeben. In dieser Stadt gibt es neben viel Schatten auch viel Licht! Zeigen wir dies am kommenden Montag, den 15.12., erneut!

Auftakt ist wieder um 16:30 Uhr vor dem Bahnhof Neustadt, gegen 17 Uhr laufen wir los, überqueren die Elbe auf der Augustusbrücke und erreichen den Theaterplatz. Dort geben wir uns die Klinke mit der Kundgebung "Dresden für alle" in die Hand. Hier könnt ihr entscheiden, entweder bei der Kundgebung zu bleiben oder mit uns eine Schleife zu drehen. Wir ziehen nämlich gegen 18 Uhr weiter, über den Postplatz, den Dr.-Külz-Ring auf die St. Petersburger Straße und in Sicht- und Hörweite vorbei an der Auftaktkundgebung von PEGIDA (Skatepark, Lingner-Allee). Über das
Terrassenufer erreichen wir abschließend wieder den Theaterplatz und treffen die dort versammelten Menschen bei "Dresden für alle".

Für ordentlich Musik unterwegs ist wieder gesorgt, Ehrenwort, etwas warmen Tee gibt es ggf. auch. Nun ladet schnell noch ein paar Menschen auf diese Veranstaltung ein und kommt am Montag mit auf die Straße. Würde uns freuen!

Dresden für alle

Von Luna Sol am 12.12.2014 - 18:04Uhr
Dresden soll eine Stadt für alle sein. Alle heißt Alle und unterscheidet nicht zwischen Glaubensrichtungen, dem Geschlecht, individuellen Gebräuchen oder der Muttersprache. Dresden ist auch eine Stadt, in der Flüchtlinge willkommen sind und in der Hass und Hetze gegen Menschen, die nicht ins Bild des Gewöhnlichen passen, keinen Platz haben. Ein letztes Mal vor Weihnachten rufen wir Euch auf, gemeinsam mit uns diese Botschaft auf der Straße zu verkünden.

Wir haben Vertreter*innen der Jüdischen Gemeinde, der christlichen Kirchen und des Islamischen Zentrums eingeladen, um auf der Rednerbühne gemeinsam dafür einzustehen. Wir freuen uns über diesen Schulterschluss, der natürlich auch alle Konfessionslosen mit einbezieht. Menschlichkeit ist keine Glaubensfrage, sondern eine Frage des Anstandes. Lasst uns dies gemeinsam zeigen: Bunt, laut, fröhlich.

Auch wollen wir zumindest symbolisch die nach Dresden kommenden Flüchtlinge willkommen heißen. Ein Flüchtling wird, so die Planung, auf der Bühne deshalb kurze Worte an Dresden richten.

Dafür haben wir eine große Kundgebung auf dem Theaterplatz angemeldet. Wir treffen uns 17.30 Uhr, los gehts um 18 Uhr. Wir hoffen darauf, erneut viele zu sein. Lasst uns jetzt nicht nachlassen, sondern das Jahr 2014 mit einem starken Zeichen beschließen und der ganzen Welt, die mittlerweile auf Dresden schaut zeigen, dass Dresden eine Stadt für alle ist.

Für tanzbare Musik ist wieder gesorgt! :-)

PS: Dieses Mal wird es von Dresden Nazifrei wieder eine Demonstration geben. Sie startet 16.30 Uhr erneut vom Bahnhof Neustadt, führt über unsere Kundgebung weiter in Richtung Rathaus. Eine Teilnahme und ein Protest in Hör- und Sichtweite stehen euch frei. Die Kirchen Dresdens laden um 17 Uhr zum traditionellen Friedensgebet an der Kreuzkirche. Danach soll sich der Kundgebung angeschlossen werden.

PPS: Bitte teilt diese Veranstaltung, ladet eure Freunde und eure Familie ein und kommt am Montag zum Theaterplatz.

Sternenlauf - friedlich für Vielfalt

Von LunaSol am 05.12.2014 - 11:49Uhr
Flüchtlinge sind vor allem Menschen.

Wenn über 7500 Leute bei unter 2500 Dresdener Muslimen für #Pegida auf die Straße gehen, heißt das Problem Rassismus - nicht Islamisierung.

Aber nicht alle rennen diesem diffusen Angstbild hinterher. Die friedliche Gegendemo organisiert sich.

In unserer Stadt leben etwa eine halbe Million Menschen. Die einen sind hier geboren, die anderen im Lauf ihres Lebens hergezogen. Wieder andere haben Krieg und Not in unsere Stadt verschlagen. Die Menschen unserer Stadt sind konfessionslos, Christen, Muslime, Juden, Hindus. Sie haben unterschiedliche Lebensplanungen und Vorstellungen von Partnerschaft und Familie. Sie sind jung und alt.

Wir stehen für eine Stadt, in der jeder und jede sein Leben leben kann, ohne dabei andere in ihrer Freiheit zu beschränken. Damit das vielseitige und offene Dresden jeden Tag Realität sein kann, müssen wir ohne Vorbehalte und Ängste aufeinander zugehen, miteinander reden, einander zuhören und gemeinsam nach Lösungen suchen. Deshalb kritisieren wir PEGIDA, eine patriotische Bewegung, die Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, nicht in unserer Stadt haben möchte und ein diffuses Angstbild verbreitet. Wir wollen gemeinsam zeigen, dass Dresden mehr ist als die Menschen, die sich derzeit hinter PEGIDA versammeln.

Für dieses, unser Dresden gehen wir am Montag, dem 8. Dezember 2014, gemeinsam auf die Straße. Die Idee lautet, dass verschiedene Gruppen aus unterschiedlichen Richtungen in einem "Sternlauf" bzw. "Sternspaziergang" zum Platz am Neuen Rathaus beim Denkmal der Trümmerfrau gehen, wo ab 19 Uhr eine Abschlusskundgebung mit ganz kurzen Redebeiträgen pro "Teilweg" stattfindet.

Zur Demo ruft ein breites Bündnis von Ausländerrat, Jüdischer Gemeinde, Dresdner Studierendenschaften, CSD Dresden e.V., jungen Piraten , jungen Grünen , jungemm Sozialdemokraten , solid Dresden , TU Dresden u.v.a.m. auf.

https://m.facebook.com/events/788391587863492?notif_t=plan_mall_activity&ref=bookmark

Wie Pegida global wirkt, kann man nur erahnen, wurden doch die Accounts auf den sozialen Medien nun bereits ein zweites Mal gesperrt, weil sie "Hassbotschaften verbreiten".

In eigener Sache

Von Fritz R. Stänker am 05.12.2014 - 04:35Uhr
Zum Beitrag "Die neuen Mitläufer" erreichen uns unterschiedliche Meinungen - Zustimmung per E-Mail, Kontra als Leserkommentar. Warum sie sich per E-Mail meldet, hat eine Leserin mitgeteilt: Bei einer Veröffentlichung müsse sie Angst haben, in ihrer Stadt auf der Straße angegriffen zu werden.

Nun ist es so, dass wir beim Görlitzer Anzeiger mit Gegenmeinungen gut leben können, es wäre ja auch furchtbar, wenn alle immer nur unisono einer Meinung wären. Wenn aber typische Argumentationsschemata, durchsetzt mit falschen Unterstellungen, auftauchen, dann ist genau das diese für die Demokratie gefährliche Demagogie, der wir keine Bühne geben wollen.

Komplexe Probleme, wie sie die weltweiten Flüchtlings- und Migrationsströme mit sich bringen, kann man nicht mit schlichten Meinungen, die offenbar oft genug nicht einmal der eigenen Meinungsbildung entspringen, und kurzsichtigen Schlussfolgerungen lösen. Um die Gesellschaft weiter entwickeln zu können, sind von jedem Einzelnen vor allem Toleranz und Nächstenliebe als Handlungsgrundlage gefragt.

Integrationsfähigkeit ist nicht nur eine Forderung an aus anderen Kulturen Kommende, sondern vor allem auch an uns selbst.

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  • Quelle: Thomas Beier | Grafik: OpenClips, pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 03.12.2014 - 10:07Uhr | Zuletzt geändert am 03.12.2014 - 21:06Uhr
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