Kriminalität im Grenzbereich

Görlitz, 8. Februar 2008. Der aktuelle Polizeibericht hat es wieder in sich. Nein, es geht nicht um die ganz schweren Jungs, um Mord, Prostitution und Rauschgift, es geht um das, was den Bürger in seinem Alltag beschäftigt: Das Auto, die Laube, der Verein – und wie er sein Hab und Gut vor Einbrechern schützen kann.

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Auto, Laube und Verein

Ein Garten

Als der Pächter einer grünen Parzelle der Grtensparte „Süd e.V.“ im Görlitzer Stadtteil Biesnitz am 6. Februar 2008 in seinem Garten nach dem Rechten schauen wollte, traute er seinen Augen kaum. Einbrecher hatten neben anderen Dingen einen Fernseher, ein Radio, eine Heckenschere, einen Akku-Schrauber und eine Bohrmaschine gestohlen. Alles zusammen soll einen Wert von rund 600,- € haben.

Noch mehr Gärten

In der Nacht vom 5. zum 6. Februar 2008 wurden in der Gartensparte Reichenbacher Straße gleich acht Gärten heimgesucht. Man brach die Eingangstüren bzw. Fenster der Gartenhäuschen auf, ebenso die Türen der Geräteschuppen. Der von der Polizei eingeschätzte Sachschaden beträgt ungefähr 500 EUR. Was genau weggekommen ist, ist nicht bekannt.

Auto gestohlen

Am Morgen des 7. Februar 2008 wurde in der Görlitzer Pestalozzistraße ein VW Golf V (Kennzeichen: GR-MH 222) gestohlen. Der Wagen hat einen Maltesteraufkleber. Hinweise bitte an das Polizeirevier Görlitz unter Tel. 03581 - 650-0.

Nicht geklappt

Zwischen dem 5. und 6 Februar 2008 wurde am Görlitzer Museum versucht, bei einem VW Caddy die Fahrertür zu öffnen. Obwohl es beim Versuch blieb, beträgt der Schaden etwa 250 EUR.

Geklappt

In der Görlitzer Hotherstraße wurde zwischen dem 6. und 7. Februar 2008 ein VW ausgeräumt. Gestohlen wurden eine Kamera, ein Navigationsgerät und ein Laser-Entfernungsmesser.

Versucht

Das Tattoo-Studio in der Konsulstraße zu Görlitz wollten Einbrecher am 6. Februar 2008 aufsuchen. Der Einbruch klappte nicht, Sachschaden blieb dennoch zurück.

Gelungen

In die Räume des „Ideenfluss e.V. “ in Görlitz, Bautzener Straße, ist in der Nacht vom 6. zum 7. Februar 2008 eingestiegen worden. Ob etwas gestohlen wurde und wie hoch der Schaden ist, weiß man noch nicht.

Vollendet

In Görlitz, An der Tischbrücke, wurden zwischen dem 6. und 7. Februar 2008 die Räume der Yeti GmbH durchwühlt. Eine Geldkassette mit rund 5.000 Euro Bargeld wurde entwendet.


Kommentar:

Gern werden die – oft rein ideellen – Vorzüge der Grenzlage zitiert.

Das Leben an der Grenze hat allerdings auch seine Kehrseite, die in den letzen Wochen deutlich hervortritt: Die Bedrohungsgefühl, bestohlen werden zu können, ist in den letzen Wochen dramatisch gestiegen. Es verstärkt sich durch den Eindruck, den Dieben weitgehend wehrlos ausgeliefert zu sein.

Mit Sicherheit darf die „gefühlte Kriminalität“ nicht einfach der Grenzöffnung oder polnischen Tätern zugeordnet werden. Dass die Grenzöffnung deren Aktionsradius um ein attraktives Einzugsgebiet erweitern würde, war - entgegen allen politisch motivierten Beteuerungen - zu erwarten und muss daher als gewollte oder zumindest zu erduldende Konsequenz verbucht werden.

Zu spüren bekommen das die Polizeibamten (Damen eingeschlossen), die einen Kontrollschleier über die Stadt gelegt haben. Da gibt es sicher angenehmere Formen des Dienstes. Sie sind vielleicht jene Berufsgruppe, die die Konsequenzen der Grenzöffnung am stärksten ausbaden muss.

Je länger der Kriminalitätssturm tobt - und er wird mit dem Ende der frostigen Jahreszeit anwachen - um so mehr muss man Fragen, wie man ihm begegnen will.

Der Staat hat die eingenommenen Steuern seiner Bürger sparsam einzusetzen. Was ist eigentlich billiger, eine dauernde Mobilfahndung oder ein geordneter Grenzbetrieb? Wer jetzt denkt, der alte Kommentator Fritz will die Grenzkontrollen wiederhaben, der irrt. Aber vielleicht wäre es schon zweckmäßig, wenn wenigstens die Autofahrer mal kurz den Ausweis zeigen würden?

Die Mehrzahl der Görlitzer hätte damit sicher kein Problem,

mutmaßt Ihr Fritz Stänker


Mehr:
Knapp zwölf Jahre später hat sich die Lage deutlich enspannt, wie in diesem Artikel vom 11. Oktober 2019 geschildert wird. Die Politik hat gehandelt, beispielsweise mit der Aufstellung einer Spezialkamera an der Görlitzer Altstadtbrücke. Dennoch sollten die Bürger selbst aktiv werden, sich beraten lassen und gegebenenfalls in Sicherheitstechnik investieren.

Kommentare Lesermeinungen (5)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Grenzkriminalität

Von Polizeibeamter am 12.01.2010 - 11:59Uhr
Allein im Görlitzer Stadtgebiet sind im Jahr 2009 reichlich 100! Fahrzeuge entwendet worden. Sachsenweit spricht eine Statistik von 3.500 Fahrzeugen.

Auch mir ist die Nationalität der Täter völlig egal! Das Problem wird nicht durch die Diskussion über Polen / Tschechen / Russen o.ä. als Täter gelöst.

Meines Erachtens wird dieses Phänomen erst dann verschwinden, wenn die sozialen Unterschiede zwischen den in der EU-Osterweiterung der EU beigetretenen Gebiete denen der Alt-EU Länder angeglichen sind.
Man könnte also mit einem Augenzwinkern behaupten, wenn jeder EU-Osteuropäer sein eigenes Fahrzeug "bekommen" hat, haben wir auch keine Probleme mehr.

Erst kürzlich wurde in Görlitz ein Fahrzeug entwendet, welches mittels Handy-Ortung in Polen entdeckt wurde. Leider ist durch die polnische Polizei keinerlei Reaktion nach Bekanntwerden des Fahrzeugstandortes zu verzeichnen gewesen.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Polenkriminalität? in Görlitz

Von J. Großmann am 12.01.2010 - 10:21Uhr
Der Titel des Artikels hieß unmissverständlich "Kriminalität - Silvesterüberraschung". Ich finde es enttäuschend, das Thema in eine nationale Ecke zu ziehen. Hatte Herr Ockowski da vielleicht etwas überlesen?

Zitat: "Es geht mir hier nicht um die eventuelle Nationalität der Staftäter, ..."

Aber so, wie von Ihnen beschrieben, kann ich die Sache leider nicht im Raum stehen lassen. Dagegen sprechen leider die (etwas verschönten) Statistiken. Statistisch gesehen nahm die Zahl der Straftaten nach Öffnung der osteuropäischen Grenzen zu. Das ist nicht verwunderlich und gesellschaftspolitisch auch erklärbar.

Außerdem noch eine Frage, Herr Ockowski: Handelt es sich Ihrer Meinung nach nun oftmals oder sehr wahrscheinlich in solchen Fällen um versuchten Versicherungsbetrug seitens deutscher Autobesitzer?
Als Beamter der Justiz würde es mich schon brennend interessieren, wie sich (auch mein Fall) von Ihrer Seite aus darstellt.

Und übrigens: Deutsche Autobesitzer sind auch alle, die zwar gebürtig aus anderen Ländern stammen, aber nun die deutsche Staatsbürgerschaft haben ... also auch Polen. Schon mal drüber nachgedacht?

Also nochmal im Klartext: Mir ist die Nationalität der Straftäter egal. Was mich persönlich jedoch ärgert ist die Tatsache, dass die Thematik der Kriminalität im Grenzbereich nicht offen und ehrlich gehandhabt wird und sich die Darstellung in den Medien arg mit den (privaten) Gesprächen der im Grenzbereich tätigen Bediensteten und Anwohner unterscheidet.

Ihr Fall ist hoffentlich aufgeklärt und die Täter sind gefasst worden. Zumindest wird über diese Art der Kriminalität offen in deutschen Medien berichtet - gänzlich zu Recht!

Polenkriminalitaet in Goerlitz

Von Pawel Ockowski am 09.01.2010 - 16:36Uhr
Interessant ist es schon, wie der Silvesterbesucher - unwidersprochen - von seinem verbeulten Auto ueber die Nachbarn dem vereehrten Leser dann plausibel das Polenproblem erklaert. Relativiert sein eigenes Problem dann mit dem Teppich der Freundschaft, der ueber sein eigenes Problem seitens der Politik gelegt wird, weil man das Problem ...?

Welches?

Als Pole (der sich sieben Tage im Monat in Goerlitz beruflich aufhaelt) behaupte ich mal ganz sachlich, dass es sich oftmals - den hier angeführten Fall des Silvesterbesuchers selbstverständlich ausgenommen - sehr wahrscheinlich um versuchten Versicherungsbetrug seitens deutscher Autobesitzer handeln koennte.

Ist es nicht so, dass die Deutschen die "Weltmeister" im Versicherungsbetrug sind? Und wenn ich als Deutscher eben betruegen will, dann fahre ich nach Goerlitz um "die Polen" dafuer verantwortlich zu machen.

Im uebrigen wurde ich nachweislich in Goerlitz als Pole von mehreren Deutschen Taetern ueberfallen und bestohlen.

P. O.


HInweis:
Der Beitrag wurde aus rechtlichen Gründen von der Redaktion sinnwahrend leicht überarbetet.

Kriminalität - Silvesterüberraschung

Von J. Großmann am 07.01.2010 - 09:43Uhr
Beim Besuch meiner Heimatstadt hatte ich am Silvestermorgen eine böse Überraschung. Bei meinem Fahrzeug (geparkt am Nikolaigraben) wurde versucht, die Beifahrertür aufzubrechen. Als das scheinbar nicht funktionierte, schlug man kurzerhand die Beifahrerscheibe ein.
Gestohlen wurden nur Dinge von geringerem Wert, aber der entstandene Schaden ist schon extrem: beide Türen der rechten Seite müssen ausgetauscht, eine Beule oberhalb der B-Säule muss entfernt/lackiert werden. Anwohner zeigten sich schockiert und äußerten den Verdacht, dass das wieder einmal "die Polen" gewesen wären, das solche Sachen ein schlechtes Bild auf Görlitz werfen würde und die Gäste vergraulen würde.
Man bot mir sofort einen Einstellplatz im Innenhof an (vielen Dank nochmal dafür). Die Polizei war mit ihren Äußerungen vorsichtiger, bestätigte jedoch, dass es leider vermehrt "solche Probleme" in Görlitz gibt.

Abgesehen von der Tatsache, dass mir so etwas ähnliches auch schon im Grenzbereich zu den Niederlanden passiert ist, war ich natürlich erschüttert, ausgerechnet in meiner Geburtsstadt selbiges nochmal erleben zu dürfen. Gehört hatte ich im Vorfeld ja schon viel darüber (auch von Bekannten, die bei der Bundespolizei ihren Dienst verrichten).

Aber scheinbar ist das politisch gesehen ein Thema, das nach wie vor unter den Teppich gekehrt und darüber das "Band der Freundschaft" gelegt wird. Es geht mir hier nicht um die eventuelle Nationalität der Staftäter, sondern um das Problem schlechthin. Weshalb ist diese Thema gerade für den Grenzbereich noch immer nicht pressetauglich? Weshalb wird hier nicht mit offenen Karten gespielt? Weshalb werden bei der Polizei Personalkosten gesenkt, obwohl es solche "Probleme" gibt?

Mein Wunsch für das Jahr 2010: Politiker, die genügend Mumm in den Knochen haben, um zu ihren Wählern und deren Problemen auch nach der Wahl noch zu stehen!

Übrigens: Kriminalität scheint nicht das einzige Problem von Görlitz zu sein, war jedenfalls mein Eindruck nach dem Besuch...

Kriminalität

Von EUDSSR Ablehner am 24.11.2009 - 14:45Uhr
Vielleicht sollte "Fritz Stänker" mal in Polen ein paar Autos klauen oder alten Damen die Handtaschen rauben - bin mal gespannt, ob die Polen das mit der "erduldeten Konsequenz" auch so sehen...

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  • Quelle: /FRS
  • Erstellt am 08.02.2008 - 09:24Uhr | Zuletzt geändert am 16.06.2020 - 13:50Uhr
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