Görlitz: Mitteilungsblatt des "zur Sache! e.V." für September 2013

Görlitz, 25. September 2013. Was sieht die Görlitzer Stadtpolitik, wenn sie in den Spiegel schaut? Ist´s ein schönes Bild, so mag sie sich loben, ist´s aber ein Zerrbild, so darf sie nicht den Spiegel schelten, sondern muss sich an die eigene Nase fassen. Im September-Mitteilungsblatt hält Dr. Peter Gleißner der Görlitzer Kommunalpolitik einen gar meisterlichen Spiegel vor - wer sich angesprochen fühlt, bedenke: Nicht den Spiegel schelten... Der Görlitzer Anzeiger als unabhängige Plattform macht Informationen des zur Sache! e.V. - wie auch die von anderen demokratischen Organisationen in Görlitz zur Veröffentlichung bereitgestellten - zugänglich.

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Der Inhalt des aktuellen zur Sache!-Mitteilungsblatts

Thema: zur Sache! e.V.

zur Sache! e.V.

zur Sache! e.V. ist eine Wählervereinigung, die am 16. Februar 2009 in Görlitz gegründet wurde.

Das nachstehende sowie zum Download bereitgestellte Dokument gibt nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung des Verfassers wieder.

zur Sache! e.V.
Mitteilungsblatt September 2013



Liebe Mitglieder,
sehr verehrte Damen und Herren,

dieses Informationsblatt unseres Vereins erscheint in der Zeit wichtiger Ereignisse in Görlitz. Wir wollen unseren Mitgliedern Informationen geben, die für die Beurteilung und Entscheidung anstehender Probleme wichtig sind. Unsere Bitte ist: Unterstützen Sie unsere Arbeit dadurch, dass Sie diese Informationen weitergeben oder uns wissen lassen, wer an diesem Mitteilungsblatt Interesse haben könnte.

Inhalt:
1. Des Jugendzentrum zweites Ende
2. Kultur in Görlitz
3. Was ist Fördergeld
4. Der braune Mantel des Torsten Ahrens
5. Zum 3. Oktober: Das Ossi-Wessi-Gerede
6. Salzkristalle oder: Irgendwas stimmt da nicht

1. Des Jugendzentrum zweites Ende

In der Fragestunde des 71. Stadtrates wurde OB Deinege die Frage gestellt, ob wenigstens diesmal vor Baubeginn des zum zweiten Male geplanten Millionen-Jugendzentrums die Durchführung einer Bedarfsanalyse geplant ist. Da auch nach Wiederholung der Frage keine Antwort erfolgte, darf angenommen werden, dass die Stadt aus den Fehlern ihres ersten Versuches „Jugendzentrum“ keine Lehren zieht.

Leserbriefschreiber Bläß hatte darauf hingewiesen, dass die 13 Jugendlichen des A-Team, durchweg prächtige Menschen, gar nicht in der Lage sein können, ein Jugendzentrum auf Dauer zu organisieren. Die Jugendlichen selbst hatten nicht verschwiegen, dass Vorrang ihr Examen hat und danach das Studium, ein doch erfreuliches Verhalten. Denn „Jugend“ ist in einer normalen Gesellschaft nichts anderes als ein kurzes Durchgangsstadium vom Kind zum Erwachsenen und seiner Verantwortung.

Nur in der DDR war das anders. Ein Jugendgesetz legte nicht nur fest, welche Einflüsse für die Jugendlichen verderblich sind, sondern wies auch dem Jugendlichen seinen Platz im Kampf der Arbeiterklasse zu. Erziehungsziel war, alle Jugendlichen zu treuen Anhängern der Partei zu machen. Sie sollten die DDR gegen Feinde schützen. Auch wurde jedem klar gemacht, dass es neben der FDJ keine andere Organisation zu geben hatte. Krippe, Kindergarten und schließlich Schule indoktrinierten die Jugendlichen, bis es schließlich in der Jugendweihe zu einem sozialistischen Bekenntnis kam. Zuletzt besiegelte die Aufnahme in die FDJ diese totale Vereinnahmung durch die Partei.

Aber auch der SED-Staat erfuhr, dass die Jugend keine frei verfügbare Masse ist, auch nicht unter der Aufsicht seiner Funktionäre. Aus Protest gegen die staatlich organisierte Freizeitbeschäftigung und die Bevormundung durch „Berufsjugendliche“ entwickelten sich Subkulturen, die mit dem Staat nichts „am Hut“ hatten. Es gab privat organisierte Treffs, die „Westmusik“ hörten oder Punks, die eigentlich nur den Staat provozieren wollten. Michael Klonovsky beschreibt in seinem Wende-Roman 2005 sehr eindrucksvoll dieses Geschehen.

Darum versuchte die SED, die Jugendlichen wirksamer zu erfassen, um sie zu überwachen und effektiver leiten zu können. Und deshalb wurden 1974 als erste Bankrotterklärung des DDR-Systems Jugendzentren in der DDR gebaut. Diese Jugendzentren sollten die Jugendvielfalt verhindern.

Die Jugendzentren der DDR waren, das wird nicht ernsthaft bestritten, in einer Weise kleinkariert, spießig und miefig, dass von den Jugendlichen schon viel verlangt wurde, diese umfassend organisierte Vorsorge zu ertragen. Sicher gab es auch damals schon einen kleinen Teil unter den Jugendlichen, der mit seiner Freiheit nichts anfangen konnte. Diese Wenigen ertragen ein Jugendzentrum eine Zeit lang. Aber jeder Jugendliche will und soll ein einmaliges Original sein. Er hat Lebenswahrnehmungen, die nur er hat und Wünsche, die nur auf ihn abgestimmt sind. Solche Jugendliche mussten und werden sich dieser Form der Kasernierung verweigern.

Wer heute durch Görlitz geht, sieht, dass ein Jugendzentrum kein einziges Problem unserer Jugendlichen lösen wird, vor allem nicht das in Görlitz wichtigste: Die Hälfte aller Hauptschüler macht keinen Abschluss, eine der wesentlichen Ursachen für das Abrutschen in Drogen und Schlimmeres. Wer Jugend erlebt, der erfährt, dass jeder Jugendliche in einer Grundsehnsucht lebt, der Sehnsucht nach Beheimatung. In Befragungen stehen an der Spitze der Wünsche längst nicht mehr Erfolg, Geld oder Beliebigkeit, sondern Familie und Freundschaft. Die Soziologie prognostiziert gerade deshalb der Familie eine großartige Renaissance.

Wer der Behauptung zustimmen kann, dass die Zukunft unserer Gesellschaft von den Faktoren Ausbildung, Lernfähigkeit und sozialer Integration abhängt (MaxPlanckForschung 3/12, S. 36), der kann auch zustimmen, dass die Schlüsselinvestitionen für die Zukunft genau in diesen Bereichen liegen müssen und nicht in einem nicht definierten „Jugendzentrum“.

2. Kultur in Görlitz


Daniel Breutmann vom Kulturbüro Görlitz hatte die glückliche Idee, im August 2013 zu einem Görlitzer Dialog einzuladen: „Kultur trifft Wirtschaft“. Eingeladen wurde in das äußerlich im historischen Flair von Prof. Göhde restaurierte Haus Untermarkt 2, das aber im Inneren durch moderne, großstädtische Eleganz imponiert. Ein gleichzeitig angebotener Brunch folgte der Erfahrung, dass feine Kost der Weg zu guten Gedanken werden kann.

Göhde sen. und jun., als Vertreter der Wirtschaft geladen, kamen schnell zum Knackpunkt ihrer durch Erfahrung belegten These: In Görlitz mangelt es an guten Leuten. Es fehlen die mit ordentlicher Ausbildung, die sich engagieren wollen. Mühsam von außerhalb gelockte halten es im Görlitzer Milieu nicht lange aus und suchen bald wieder das Weite. Danach der Wortbeitrag der „Kulturmacher“: Kultur qualifiziert sich durch die Zahl von Veranstaltungen, war zu hören; ganz wichtig auch wieder der alte Ohrwurm: Kultur in Görlitz leidet unter Geldmangel.

Dabei hatte der Gast gehofft, erst einmal zu hören, was „Kultur“ denn sein soll. So kramt er in der Erinnerung, was dort noch vom Philosophie-Unterricht der Schulzeit hängen geblieben ist: Cultura heißt nichts anderes als Ackerbau. Cicero hat dann den Ausdruck „cultura animi“ eingeführt, „Ackerbau = Pflege des Geistes und des Verstandes“. Diese sich selbst begrenzende „Genitiv-Philosophie“ fand ihre Fortentwicklung durch den Naturrechtslehrer Samuel Pufendorf, der dem status naturalis, dem groben und vermutlich unglücklichen Urzustand der Menschheit den Status der verfeinerten Gesellschaft gegenüber stellte. Herder formulierte schließlich den modernen Kultur-Begriff. Dieser Kollege und Freund Goethes wählte das Wort Kultur als Kennwort für die zunehmende Verbesserung der menschlichen Gesellschaft oder eines Volkes in der Zeit. Kultur hätte demnach drei Komponenten: die aktive Pflege einer Sache (Cicero), das Erkennen des Besseren im Vergleich zum Anderen (Pufendorf) und der Wunsch, die Fähigkeit wie auch den Willen, zur Verbesserung einer Gemeinschaft beizutragen (Herder).

Wer Theater, Kirchenmusik, Akademievorträge und die mannigfachen Veranstaltungen mit Nobelpreisträgern, Literaten bis zum äthiopischen Prinzen Asfa-Wossen Asserate in Görlitz erlebt hat, der staunt über die Fülle, die hier geboten wird - viel mehr als ein Mensch in seiner Zeit besuchen und erleben kann. Sie verschwinden aber unerklärbar in der Öffentlichkeit unter den Görlitz prägenden Krach- und Lärm-Veranstaltungen, möglichst mit Feuerwerk, die Gysi bei anderer Gelegenheit mit den Worten erklärte: „In der DDR gab es nichts. Und wo es nichts gibt, da wird eben gefeiert.“ Und wirklich, durch die Presse unterstützt, scheinen in Görlitz nur Massenveranstaltungen zu gedeihen. SZ 09.09.2013: „Was also tun, um nächstes Jahr noch mehr Leben in die Stadt zu bekommen? Wie wäre es…daß (die Veranstaltung) künftig nicht am Sonnabend endet, sondern auch noch den Sonntag zu einem wunderbaren Tag macht?“
Und Bewohner der Stadt, die unter dem Lärm leiden, erhalten die kühle Abfertigung: „Zieht doch um!“ Ein Leserbrief traf das Wesentliche: “Es ist kein guter Stil, diejenigen als Ruhestörer hinzustellen, die es wagen, sich für wohltuende Nachtruhe in ihrer Stadt zu exponieren (und die damit) ihr Bürgerrecht in Anspruch nehmen. Eine solche stille Zeit gehört zur Lebensqualität einer Gesellschaft…“

Eine kleine, eisern durchhaltende Quote besucht die Cicero, Pufendorf oder Herder verpflichteten Veranstaltungen. Als Prof. Götz Werner aus Heidelberg nach Görlitz kam, um seinen Vorschlag „Bedingungsloses Grundeinkommen“ zu erklären, erschienen 3 von 38 Stadträten; als der äthiopische Literat, Verfasser des Bestsellers „Manieren“, nach Görlitz kam, konnte er nur einer Handvoll Menschen die Hand reichen, der interessante Spiegel-Journalist Fleischhauer fand überhaupt keinen Zuhörer. Das sind nur drei Beispiele von sehr vielen. Sie bestätigen aber, dass die anfangs genannte Diagnose Göhdes für die Wirtschaft auch die Situation der Görlitzer Kultur kennzeichnet: Es fehlen die Menschen, die bereit sind, zu kommen und teilzunehmen. Das waren einst die, die mit dem Begriff „Mittelschicht“ nur unzulänglich bezeichnet sind. Es verlangt aber viel Klugheit und neues Denken, 30.000 geflüchtete überwiegend „Mittelständler“ zu ersetzen.

Da sie nicht zurückkommen werden, muss die bestehende Mittelschicht anders „vermehrt“ werden. Wie das geschehen soll? Nur Stichworte zum mutigen Nachdenken.
Über die Höhe des Hebesatzes, also der vergleichsweise sehr hohen Görlitzer Steuern sollte mit dem Wagemut der Stadt Monheim nachgedacht werden. Der Bürgermeister dieser Stadt hatte trotz hoher städtischer Verschuldung den Hebesatz für die Gewerbesteuern gesenkt - mit erstaunlich großem Erfolg. Nachdenken ebenso über die Höhe der Kita-Gebühren, sogar über Formen einer Gebührenfreiheit; Nachdenken über Hilfen für die zeitlich und kräftemäßig überlasteten Lehrer, über noch treffendere Bildung und Ausbildung, die die Jugend fordert und anerkennt. Nachdenken, wie Schulklassen am öffentlichen Leben, an Gedenktagen beteiligt werden können. Erinnert werden soll an die in Görlitz einst regelmäßig stattfindenden Theater- und Musikveranstaltungen ausschließlich für Schulklassen und die häufigen Sportwettbewerbe.

Jede Jugend erlebt zwei „Geburten“, einmal die biologische, die sie an die Eltern bindet; die zweite aber ist dann die Erfahrung der Beheimatung durch Anerkennung. Das bindet an Görlitz. Darüber sollten wir nachdenken.

3. Was ist Fördergeld?

Das unbestritten für die Stadt notwendige „Fördergeld“ aus Dresden hat inzwischen zu einer Blindheit geführt, die durch die folgenden zwei Geschichten erhellt werden soll:
Von Theodor Storm stammt der Bericht über seinen Besuch bei einem preußischen Landrat im Holsteinischen. Das Wetter war grau, das Licht trübe - man saß im Amtssitz im Licht einer Kerze beisammen. Die trotzdem vergnügte Unterhaltung wollte nicht enden. Als es vom Kirchturm 18 Uhr schlug - gleichzeitig Glocke für das Dienstende eines Behördenchefs - stand der auf, löschte die Kerze des Amtes und holte aus dem Schrank ein ihm gehörendes Licht. Er wusste auch im Kleinen, dass seine Verantwortung über seinen Landkreis hinausreichte.

Während des 71. Stadtrates in Görlitz wurde gefragt, wie viel Steuergeld in die Planungen des (bisherigen/großen) Jugendzentrums geflossen ist. „Gar keins!“, war die Antwort von Bürgermeister und Oberbürgermeister „Ja, und die 25.000 EURO für die Machbarkeitsstudie?“, wurde nachgefragt. Antwort: „Das war doch nicht unser Geld, das war gefördert! Uns hat das alles nichts gekostet.“

4. Der braune Mantel des Torsten Ahrens

Torsten Ahrens (DIE LINKE), Reisender in braunen Mäntelchen, die er eiligst jedem umzuhängen versucht, der seine Meinungen nicht teilt, hat sich jetzt bei Facebook entblättert. Seine Kritik am Mitteilungsblatt, es sei ein Pamphlet und eine Schmierschrift mit 5% Wahrheitsgehalt, mag jeder selbst beurteilen. Ärgerlich aber ist die Äußerung von Ahrens, der selbst weder jung noch frisch erscheint, das Blatt entspringe der „blühenden Fantasie eines verdrossenen alten engstirnigen Mannes“. Nach UN-Definition ist der Versuch, das Alter eines Menschen diskriminierend in eine Diskussion einzubeziehen, Rassismus reinster Art, Bestandteil nationalsozialistischer Kultur.

Wenn also Torsten Ahrens wieder einmal jemandem das Etikett „Nazi“ anhängen will, dann darf der sich ihm freundlich lächelnd zuwenden und gerichtsfest sagen: “Selber einer!“.

5. Vom 71. Stadtrat


Wenn ein Anfangen allein schon einen Wert darstellt, dann natürlich war der Programmpunkt „Berichterstattung: Suchtproblematik in der Stadt Görlitz“ während des 71. Stadtrates ein Gewinn. Folgende Kurzfassung vom Bericht des OB ist zu geben:
Erkenntnis aus den Vorarbeiten:

a) hochkomplexe Lage, erfordert kooperatives/vorausschauendes Handeln aller Akteure (Schulen, Suchtberatungsstellen, Polizei, Jugendamt, Landkreis).
b) Zahlenmaterial aus der Suchtberatung Görlitz 2012 (2010):
Klienten insgesamt 606 (667), der Rückgang ist Stellenstreichungen in der
Suchtberatung geschuldet!; Illegale Drogen 113 (122), Crystal 54 (49)
c) Sucht- und Drogenprävention ist hoheitliche A u f g a b e des Landkreises, wird deshalb von den Suchtberatungsstellen des Landkreises und durch Kriminalprävention des Landkreises wahrgenommen.
d) Suchtprävention wo? - aus Sicht der Beratungsstellen: Jugendclubs, Vereine, Schulen, Ausbildungsstätten, Elternhaus, Projekte, öffentlicher Raum.
e) Maßnahmen zur Primärprävention durch die Polizei: Beratungen in Schulen, Berufsschulen, Behörden, Firmen; sichtbare Polizeipräsenz.
f) Fazit: Problem (Drogenproblem) ist in Görlitz vorhanden. Konzentration auf Fallzahlen ist gefährlich. Sie geben nicht die tatsächliche Lage wider.
g) Planung: 2. Runder Tisch, geplant Ende Oktober, Themen: Welche Instrumente und Schulungsangebote sind vorhanden, welche Projekte werden durchgeführt? Wo existieren Defizite und welche effizientere Prävention wird benötig.

Dazu traurige Fragen und unser Kommentar:
Welche Erkenntnisse des 1. Runden Tisches sind eigentlich neu?
Und was ist neu an den Themen für den 2. Runden Tisch?
Es beunruhigt, dass die Stadt ausdrücklich nur auf die Verantwortung des Landkreises hinweist ! Aber was gedenkt die Stadt zu tun? Das wollten wir doch wissen. Will sie weiter registrieren und beobachten?
Wie viele Runde Tische sollen noch stattfinden, ehe diese Frage beantwortet wird?
Es sollte doch alle beunruhigen, wenn unsere Jugend verloren geht. Und alle sollten ungeduldig sein.

6. Zum 3. Oktober: Das Ossi - Wessi - Gerede


Lange Zeit schien die Bezeichnung Ossi - Wessi der Vergangenheit anzugehören. Jetzt war der Begriff selbst im Stadtrat wieder zu hören. Da ist interessant, was Elisabeth Noelle-Neumann (+ 2012) über die „Überraschenden Gemeinsamkeiten nach 45 Jahren Trennung“ von West und Ost geschrieben hat:

Noelle-Neumann kam bei der Befragung im Westen und Osten zu so ähnlichen Ergebnissen, dass sie von der „Familienähnlichkeit“ der Deutschen sprach. Im Vergleich zu den übrigen Europäern braucht der Deutsche den Stolz auf seine Leistung. Er arbeitet wahrscheinlich nicht mehr als andere Europäer, aber tut es doch mit einer anderen Einstellung. Seine Begeisterungsfähigkeit ist größer, aber auch die Niedergeschlagenheit bei Misserfolgen. Typisch deutsche Eigenschaften, die ihn von seinen Nachbarn unterscheiden sind: die Unbedingtheit („Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“), der Perfektionismus, die Gründlichkeit ebenso wie die Freude am Tüfteln. Ost- wie Westdeutsche glänzen mit widersprüchlichen Eigenschaften, sie sind beide ebenso sachlich wie romantisch. Ihr introvertierter Charakter begünstigt eine betonte Innerlichkeit. Aus der Geschichte kennen wir den Pietismus, den Idealismus und die deutsche Romantik, die auf diesem Phänomen aufbauten.

Zur „Sachlichkeit“ der Menschen, meint Frau Noelle-Neumann, gehört in Ost und West gleichermaßen, dass man ehrlich und direkt ist, zuweilen bis zur Unhöflichkeit. Eine Folge der dadurch geringen Impulsivität aller Deutschen ist die geringere Neigung zu Gewalttaten. Seit Einführung der Kriminalstatistik im 19. Jahrhundert zeigt Deutschland eine geringere Gewaltkriminalität als die süd- und osteuropäischen Länder.

7. Salzkristalle oder: Irgendwas stimmt da nicht!


Im September 2011 war der städtische Haushalt ausgeglichen. Damals lehnte der Technische Ausschuss die Aufstellung der Skulpturen „Salzkristalle“ ab. Diese Figuren sollten das transportierte Salz auf der via regia symbolisieren und, da die Aufstellung auf der anderen Seite der Neiße ebenfalls entlang der via regia geplant war, das Völker verbindende Symbol deutsch-polnischen Handels darstellen. Die polnische Seite konnte diesem Gedanken nichts abgewinnen und lehnte die Aufstellung auf ihrer Seite ab. Damit war die ganze Idee tot und der TA folgte dem polnischen Vorbild.

Inzwischen haben wir einen mehr als wackligen Haushalt, wir haben die Probleme Stadthalle und Jugendzentren und zunehmenden Finanzbedarf im Personalbereich und zur Alimentierung des Landkreises. Trotzdem wurde für den 72. Stadtrat eine Beschlussvorlage eingebracht, eine Skulptur „Salzkristalle“ auf dem Gelände des Görlitzer Uferparkes aufzustellen. Es fehlt bisher die Information, wer das alles bezahlt, Skulptur und Aufstellung? Wenige Tage vor dem Stadtrat!

Über eine neue Logik und den künstlerischen Wert der auf eine Skulptur geschrumpften Anlage ebenfalls nur Schweigen. Da bleibt nur der Seufzer: Oh Polen, Du hast es besser!

Ihr Gleißner (zur Sache! e.V.)

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Mitteilungsblatt des zur Sache! e.V. September 2013 (ca. 60KB)

Kommentare Lesermeinungen (4)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Mitteilungsblatt "Zur Sache"

Von Rolf Domke am 27.09.2013 - 08:58Uhr
Es stimmt: Das Mitteilungsblatt greift an bzw. auf. Jedes Mal belegt der Autor seine Aussagen mit Fakten, mit Beweisen.

Jedes Mal gibt es einen ungeheuren Aufschrei unter den Zitierten, unter den Betroffenen, unter den Aufgezeigten. In der Regel beweint man sich in kleinen Grüppchen, nach dem Motto: geteiltes Leid ist halbes Leid, man leckt sich die Wunden und empört sich trefflich über die "Unverschämtheit", belegten Widerstand spüren zu müssen.

Aber fällt denn niemandem auf, dass noch nie (!) auch nur ein Beweis dafür geführt wurde, dass in dem Mitteilungsblatt Irrtümer stehen? Noch nie wurde auf Fakten gestützt gegenargumentiert.

Die akribische Kleinarbeit des Herrn Dr. Gleißner, seine excellente Allgemeinbildung, seine Lebenserfahrung und sein Talent, treffend und aufrüttelnd zu formulieren, sind eine kulturelle Bereicherung für die Görlitzer Politiklandschaft.

Ich würde gerne Gegendarstellungen in ähnlich intelligenter Aufmachung lesen. Niemand hört auf zu lernen. Aber wo sind sie?

Neutraler Spiegel

Von Fritz R. Stänker am 27.09.2013 - 07:47Uhr
Aufrichtig geschätzter Herr Görzelec, nicht von einem neutralen, sondern von einem meisterlichen Spiegel sprachen wir.

Nebenbei: Mit jeder Veröffentlichung des Mitteilungsblattes bieten wir diese Möglichkeit ausdrücklich auch anderen demokratischen Gruppierungen an - wenn die das nicht nutzen oder sich nicht aufschwingen können, derartige Bulletins zu verfassen, kann man keine einseitige Berichterstattung ableiten.
Im Zittauer Anzeiger beispielsweise sind linkslastige Veranstaltungen stärker vertreten, im Bautzner Anzeiger aktuell die Piraten. Auch von einer freudigen CDU Wahlparty konnten wir berichten.

Fazit: Hier kommt jeder Demokrat - gleich, welcher Weltsicht - zu Wort, wenn er denn was zu sagen hat.

Politische Weitsicht

Von kobold am 27.09.2013 - 07:33Uhr
Herr halb polnisch/halb deutsch: Wenn ich mir die Zeilen von dem Mitteilungsblatt durchlese, was Herr Dr. Gleißner in akribischer Kleinstarbeit und vor allem in seiner Freizeit zusammenstellt, durchdringt mich das Gefühl, "es interessiert" sich noch ein Stadtrat für die Misere in unserer Stadt.

Dass Sie das jetzt nicht so sehen hängt vielleicht damit zusammen, dass Sie sich damit nicht auseinandersetzen, sondern augenscheinlich nur auf das dummdreiste Stöhnen der unwissenden Bevölkerung hören.

Machen Sie weiter so und Sie erreichen mit Ihrem Handeln genau das, was der überwiegende Teil der "politisch tätigen" Menschen hier haben möchte, nämlich dass der Mensch der großen Masse vertraut...

Lieber Anzeiger

Von Görzelec am 26.09.2013 - 21:42Uhr
Ihr könnt ja hier gerne regelmäßig monatlich die Proben von Herrn Gleißners drolliger Weltsicht abfeiern - es sei euch unbenommen. Aber ihn als gewählten Vertreter des Stadtrates, der selbstverständlich nicht über dem politischen Meinungskampf der Parteien schwebt, hier als neutralen Spiegel zu bezeichnen - nun ja. Wenn ihr meint.

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 25.09.2013 - 23:01Uhr | Zuletzt geändert am 25.09.2013 - 23:46Uhr
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