Was unsere Stimme über uns verrät

Görlitz, 15. Juni 2018. Die Emotionen eines Menschen haben Einfluss auf seine äußere Erscheinung: Bei Nervosität wirkt der Körper angespannt, bei Freude strahlt das Gesicht, bei Trauer und Wut verfinstert es sich. Was der Mensch fühlt, ist anhand seiner Mimik und Gestik sichtbar. Laut Psychologen ist jedoch der zuverlässigste Indikator für den emotionalen Gemütsstand die Stimme. Sie entscheidet darüber, ob wir unserem Gegenüber sympathisch erscheinen, ob wir kompetent, aufgeweckt oder fröhlich wirken. Wer sich der Macht seiner Stimme bewusst ist, kann sie gezielt trainieren, um in bestimmten Situationen zu punkten.
Abbildung oben: © Flickr "Be The Voice", Foto: Alan Levine, Lizenz: CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

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Warum der Ton die Musik macht

Häufig muss man einem fremden Menschen nicht erst in die Augen blicken, um einen Eindruck von ihm zu bekommen. Allein die Tonlage am Telefon kann darüber entscheiden, wie das Gegenüber auf einen wirkt. Wer beispielsweise bei einer Airline anruft, um eine Auskunft über die Gepäckbestimmungen zu erhalten oder einen Flug zu stornieren, fühlt sich bei einem Gesprächspartner mit einer klaren und sachlichen Stimme vermutlich gut aufgehoben und kompetent beraten. Wer aber in einer Lebenskrise im Rahmen einer Telefonberatung bei Questico Trost und Rat sucht, wird eine leisere, warme und leicht behauchte Stimme als beruhigend und verständnisvoll empfinden.

Der Stellenwert, den die Stimme in einem Gespräch zwischen zwei Menschen besitzt, ist enorm. Im Schnitt werden 47 Prozent der Aufmerksamkeit auf Tonlage, Lautstärke und Geschwindigkeit der Stimme gelegt und nur sieben Prozent auf den eigentlichen Inhalt. Dies verdeutlicht, dass das Gesagte eines Gesprächs eher sekundär ist und es vielmehr auf die nonverbale Kommunikation zwischen den Gesprächspartnern ankommt, zu der Stimmattribute wie Tonlage oder Sprechtempo zählen.

In der Regel sind diese Attribute der Gefühlslage geschuldet, in der sich ein Mensch befindet, denn die Stimmung wirkt sich auf den Kehlkopf aus. Bei Trauer sprechen Menschen deshalb tendenziell mit tiefer Tonlage, bei freudiger Erregung mit einer hohen Stimme.

Stimmen sind veränderbar und erlernbar

Während Mimik und Gestik leichter überspielt werden können, fällt es den meisten schwerer, Emotionen wie Angst oder Unsicherheit in der Stimme zu verbergen. Den Zusammenhang zwischen Stimme und Gemütszustand machen sich Forscherteams zunutze. Von Medizinern entwickelte Programme sind beispielsweise in der Lage, im Rahmen der Früherkennung anhand der Stimme auf körperliche und mentale Erkrankungen zu schließen, beispielsweise auf Parkinson oder eine Depression. Auch gut geschulte Personaler sind sich der Aussagekraft von Stimmen bewusst und führen für eine erste Einschätzung des Kandidaten gerne ein Vorstellungsgespräch per Telefon durch.

Wer nicht darin geübt ist, seine Emotionen stimmlich zu verdecken, muss deshalb nicht verzweifeln. Die Stimme lässt sich im Rahmen eines Coachings ebenso verändern wie Mimik und Gestik. Dies ist vor allem für bestimmte Berufsgruppen wichtig. So brauchen Menschen, die im Call Center arbeiteten, eine kompetente und selbstsichere Stimme. Hohe und piepsige Stimmen sind weder im Verkaufsgespräch noch im Kundenservice hilfreich, denn sie werden schnell mit Inkompetenz assoziiert. Gleiches gilt beispielsweise auch für Dialekte, die nicht nur eine sprachliche Barriere darstellen können, sondern denen nicht selten auch ein negatives Image anhaftet. Nicht zuletzt deswegen gilt beispielsweise Görlitz als beliebter Standort für Call Center verschiedener Unternehmen. Im Gegensatz zum restlichen Sachsen sind die Menschen in dieser Region nämlich nahezu dialektfrei.

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  • Quelle: red | Foto Mann am Mikrofon: © Flickr "Be The Voice", Foto: Alan Levine, Lizenz CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten; Foto Postplatz Görlitz: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 15.06.2018 - 09:20Uhr | Zuletzt geändert am 05.12.2018 - 16:28Uhr
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