20 Jahre MP3

Erlangen. Suzanne Vegas Welterfolg »Tom‘s Diner« spielte in der Entwicklung des weltbekannten Audioformats MP3 eine wichtige Rolle. Spezielle Eigenschaften der Acapella-Version dieses Musikstücks stellten die Forscher zunächst vor große Herausforderungen, deren Überwindung später entscheidend zur Perfektionierung des MP3-Verfahrens beitrugen. Für das MP3-Team wird die erfolgreiche amerikanische Pop- und Folksängerin deshalb immer ein unvergesslicher Bestandteil der MP3-Entwicklung bleiben. Am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS (Fraunhofer IIS) trafen nun die Künstlerin und Forscher erstmals am Entstehungsort in Erlangen zusammen.

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Pop-Star Suzanne Vega trifft in Erlangen die MP3-Entwickler des Fraunhofer IIS

Tom’s Diner in der Acapella-Version von 1986 hatte sich in der Audiowelt schnell den Ruf erarbeitet, ein kritisches Musikstück für das Testen von Lautsprechern zu sein. Durch das völlige Fehlen jeglicher Begleitinstrumente steht die einzelne Stimme im Mittelpunkt, so dass kleinste Abweichungen in der Wiedergabe deutlich wahrnehmbar sind. Als dann das Musikstück mit dem MP3-Vorgängerverfahren 1988 zum ersten Mal codiert wurde, war das Ergebnis für die Fraunhofer- Entwickler ernüchternd: Bei geringen Datenraten, die eine Übertragung über Telefonleitungen in Echtzeit ermöglichen würden, war das Klangergebnis alles andere als berauschend.

Es wurde deutlich, dass bei diesem und ähnlichen Titeln durch die fehlenden Begleitinstrumente und die Charakteristik der Stimme nur wenig psychoakustische Verdeckung besteht, die bei den meisten Musikstücken zu vielen unhörbaren Signalanteilen führt, die nicht übertragen werden müssen. Ein verbesserter Algorithmus zur feineren Berechnung der Verdeckung beseitigte schließlich dieses Problem.

Aber Tom’s Diner hatte noch mehr Überraschungen parat: Bis dahin hatte man mit einer Mono-Version des Musikstücks gearbeitet. In Stereo zeigte es sich als überaus empfindlich für kleinste Abweichungen in der Verarbeitung des linken und des rechten Kanals. Weitere Überarbeitungen des Algorithmus konnten schließlich Tom’s Diner bändigen, und für das heutige MP3-Verfahren stellt es keine besondere Herausforderung mehr dar.

2007, genau im 20. Jubiläumsjahr der Audiocodierung am Fraunhofer IIS, besuchte die Künstlerin nun erstmals die MP3-Schmiede. Im Vorfeld ihres Nürnberger Konzerts traf Suzanne Vega am 3. August 2007 Harald Popp, Jürgen Herre, Bernhard Grill und Karlheinz Brandenburg - wichtige Vertreter des MP3-Teams und zusammen mit Heinz Gerhäuser und Ernst Eberlein Entwickler der ersten Stunde. Sie informierte sich über historische und zukünftige Entwicklungen und zeigte sich von den wissenschaftlichen Erfolgen des Fraunhofer IIS tief beeindruckt: »Es war toll, einmal die Leute zu treffen, die MP3 erfunden haben und die neue Technologie kennenzulernen, die uns in Zukunft erwartet.«

Die Fraunhofer-Forscher überreichten ihr zum Abschied ein ganz besonderes Geschenk: Suzanne Vegas aktuelles Album »Beauty and Crime«, codiert in MP3-Surround, dem neuesten Audioformat aus Erlangen.

Hintergrund:

Das 1985 gegründete Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS mit dem Hauptsitz in Erlangen und weiteren Standorten in Nürnberg, Fürth und Dresden ist heute das größte Fraunhofer-Institut in der Fraunhofer-Gesellschaft. Mit der Entwicklung des Audiocodierverfahrens MP3 ist das Fraunhofer IIS weltweit bekannt geworden.

In enger Kooperation mit den Auftraggebern aus der Industrie forschen und entwickeln die Wissenschaftler auf folgenden Gebieten: Digitaler Rundfunk, Audio- und Multimediatechnik, digitale Kinotechnik, Entwurfsautomatisierung, integrierte Schaltungen und Sensorsysteme, drahtgebundene, drahtlose und optische Netzwerke, Lokalisierung und Navigation, Hochgeschwindigkeitskameras, Ultrafeinfokus-Röntgentechnologie, Bildverarbeitung und Medizintechnik sowie IuK-Technologien für die Logistik-Dienstleistungswirtschaft. 480 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der Vertragsforschung für die Industrie, für Dienstleistungsunternehmen und öffentliche Einrichtungen. Das Budget von 58 Millionen Euro wird bis auf eine Grundfinanzierung in Höhe von 20 Prozent aus der Auftragsforschung finanziert.

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 11.08.2007 - 23:53Uhr | Zuletzt geändert am 12.08.2007 - 00:38Uhr
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